„Etwas irritierend, um es höflich zu sagen“
Die Welt
Der Kanzler lässt nach der Ausladung des Bundespräsidenten durch die Ukraine keinen Zweifel, dass er vorerst auf einen Besuch in Kiew verzichtet. Im Bundestag bricht sich großer Unmut über die Causa Steinmeier Bahn. Auch in der ukrainischen Führung ist das Vorgehen umstritten.
Der Ton ist vorsichtig, diplomatisch, die Botschaft klar: Die Bundesregierung hat erstens sehr wenig Verständnis für die Absage der geplanten Kiew-Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Und sie versucht, zweitens, den Schaden, den die offensichtlichen Meinungsverschiedenheiten der beiden Ländern im Konflikt mit Russland bedeutet, wenigstens einigermaßen gering zu halten.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wählte am Mittwoch den Weg eines Radio-Interviews im RBB, um seine Sicht auf die Ausladung des deutschen Staatsoberhaupts durch die Ukraine zu kritisieren: „Der Bundespräsident“, sagte Scholz, „wäre gern in die Ukraine gefahren … und es wäre gut gewesen, ihn zu empfangen.“ Die Absage Selenskyjs an das deutsche Staatsoberhaupt sei „etwas irritierend gewesen, um es höflich zu sagen“, kritisierte der Kanzler die am Dienstag bekannt gewordene Ausladung des Bundespräsidenten durch die Ukraine.