
„Es muss Veränderungen geben, auch wenn Leute die störend finden“
Die Welt
40 Milliarden Euro mehr im Jahr – soviel könnte es im besten Fall kosten, damit Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. Forscher rechnen vor, was das für die Industrie bedeutet – und für die privaten Haushalte.
WELT: Sie setzen in Ihrem Szenario vorrangig auf den Ausbau der Windenergie. Bundesweit wurden 2020 rund 770 Windräder genehmigt - ein Rückgang von rund 40 Prozent gegenüber 2015. Wie realitätsnah ist also Ihr Szenario?
Detlef Stolten: Wir haben für unsere Berechnungen ein kostenoptimales System angenommen. Für die Onshore-Windkraft heißt das zum Beispiel: Von den knapp drei Prozent der Fläche Deutschlands, die dafür infrage kommen, belegen wir etwa 60 Prozent in unserer günstigsten Variante. Wir könnten hier aber auch etwa zu größeren Windrädern übergehen, an den Stellen, an denen schon welche stehen. Das würde erstmal teurer werden, vielleicht aber den Ausbau beschleunigen, die Zahl der Windräder würde nur unwesentlich steigen. Klar ist aber auch: Wir müssen für den Ausbau der Erneuerbaren auch gewisse Einschnitte in Kauf nehmen. Heute leben Leute neben Kohlegruben und in Gebieten, die industriell stark belastet sind. Für die würde es besser werden. An anderer Stelle muss es dafür Veränderungen geben, auch wenn Leute die störend finden.