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„Es kann nicht sein, dass ausgerechnet Kinder die vierte Welle aufhalten sollen“
Die Welt
Eine ungewöhnliche Welle von Atemwegsinfektionen grassiert derzeit unter den Kindern in Deutschland. Gleichzeitig soll die Maskenpflicht an den Schulen aufgehoben werden. Überfällig oder gefährlich? So argumentieren die Fachleute.
Es scheint zu passen wie die Faust aufs Auge: Gerade als mehrere Bundesländer sich anschicken, die Maskenpflicht an Schulen aufzuheben, melden deutsche Kinderärzte, dass in letzter Zeit ungewöhnlich viele Kinder an Atemwegsinfekten erkranken. Dazu gehören nicht nur eher harmlose grippale Infekte, die nach ein paar Tagen mit Schnupfen, Husten und Fieber ausgestanden sind. Das Robert-Koch-Institut berichtet, dass auffallend viele Ein- bis Vierjährige wegen Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ins Krankenhaus eingewiesen werden. Gefährlich kann dieser Infekt der oberen Luftwege insbesondere für Frühgeborene sowie vorerkrankte Kinder im ersten Lebensjahr werden.Das bestätigt auch der Kinder- und Jugendmediziner Professor Jörg Dötsch vom Uniklinikum Köln: „Wir haben derzeit unglaublich viele Kinder mit RSV in der Klinik, eine Infektion, die sonst vor allem gehäuft während der Wintermonate auftritt. Die Kinderkliniken in ganz Deutschland sind voll.“
Unerwartet sei das aber keineswegs, sagt Dötsch. Denn wegen der Abstands- und Hygienemaßnahmen während der Pandemie seien die Jüngsten bislang weniger mit RSV in Kontakt gekommen. „Das bedeutet nicht, dass diese Kinder ein geschwächtes Immunsystem haben“, betont der Mediziner. Vielmehr müssten viele Kleinkinder diese Infektion nun nachholen. Größere RSV-Ausbrüche unter Kindern wurden bereits im Mai aus Israel und in den Sommermonaten in den USA, Australien und Japan gemeldet. Das RKI mahnte deshalb schon im Sommer an, sich auf ein ähnliches Szenario vorzubereiten.