„Enorme Hilfsbereitschaft“ für die Ukraine in und um Darmstadt
Frankfurter Rundschau
Darmstädter Partnerschaftsverein Deutschland-Ukraine/Moldova nimmt nur noch an diesem Samstag Sach- und Lebensmittelspenden in der Wagenhalle in Griesheim entgegen.
Nur wenige Stunden nach der Eröffnung einer Annahmestelle für Lebensmittel- und Sachspenden für Menschen in der Ukraine hat der Verein Partnerschaft Deutschland-Ukraine/Moldova am Freitagnachmittag mitgeteilt, dass nur noch an diesem Samstag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr Spenden in der Wagenhalle in Griesheim angenommen werden. Peter Ehry vom Vorstand des Partnerschaftsvereins, der von Montag bis Donnerstag einen Hilfstransport an die slowakisch-ukrainische Grenze begleitet hatte, sprach am Freitagnachmittag von einer „enormen Hilfsbereitschaft“. Den ganzen Nachmittag kamen immer wieder Menschen in die Wagenhalle, um kistenweise etwa haltbare Lebensmittel wie Instantkaffee, Tee oder Konserven sowie Kissen, Decken, Bettwäsche, Handtücher, Hygieneartikel, Kleidung oder Kuscheltiere abzugeben. Nach den Worten Ehrys seien bereits so viele Kisten angeliefert worden, dass am Sonntag keine Hilfsgüter mehr angenommen werden könnten. Vorgesehen sei, mit Hilfe von Lastwagen einer Spedition die Spenden zunächst in die Slowakei zu bringen.
Ehry berichtete, dass es am Mittwochabend nicht möglich gewesen sei, mit einem gecharterten Bus mehr als zehn Geflüchtete aus der Ukraine nach Darmstadt zu bringen. Platz wäre für 45 Menschen gewesen. Dreieinhalb Stunden lang seien unzählige geflüchtete Menschen, die zu Fuß mit ihren Rollkoffern die Grenze nahe der Darmstädter Partnerstadt Ushgorod passiert hätten, angesprochen worden. Die Geflüchteten seien entweder von Verwandten oder Bekannten an der Grenze abgeholt worden oder hätten geäußert, dass sie lieber in der Grenzregion bleiben wollten, sagte Ehry. Die Menschen seien in beheizten Zelten von den slowakischen Einsatzkräften auch mit Mahlzeiten versorgt worden und hätten sich auch auf einem kleinen improvisierten Basar einkleiden und mit Lebensmitteln versorgen können.
Von der Sparkasse Darmstadt hat der Partnerschaftsverein inzwischen eine Spende von 20 000 Euro erhalten. „Wir sind fassungslos über die Entwicklungen in der Ukraine und hoffen mit unserer Spende einen kleinen Beitrag zur Verbesserung der Lebensumstände der Menschen leisten zu können“, äußerte der Vorstandsvorsitzende des Instituts, Sascha Ahnert, bei der Spendenübergabe.
Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch (Grüne) hatte bereits am Mittwoch mitgeteilt, die Stadt sehe in der derzeitigen Situation davon ab, ein zentrales Lager für Sachspenden einzurichten. Man habe diese Option zwar geprüft, sich dann aber dagegen entschieden. Die Lage sei „eine ganz andere als bei der humanitären Notlage in den Jahren 2015 und 2016“, so Partsch. Damals seien zum Teil in der Woche 300 bis 500 Menschen nach Darmstadt gekommen, die über nichts verfügten als die Kleidung, die sie getragen hätten. Das sei nun „komplett anders“, so Partsch. Die Menschen hielten sich in den Grenzregionen auf und würden mit Unterstützung großer Hilfsorganisationen „relativ gut versorgt“. Auch Lager mit Hilfsgütern seien „nach den vorliegenden Erkenntnissen voll“. Große Hilfsorganisationen rieten aus diesem Grund auch davon ab, weitere Sachspenden zu leisten, weil dies zusätzliche logistische Probleme bereite und eine schnelle Hilfe eher erschwere. Schnelle Hilfe sei durch den grenznahen Kauf von benötigten Hilfsmitteln in den benachbarten Ländern möglich.
Das Darmstädter Landratsamt teilte am Freitag mit, dass auch im Landkreis Darmstadt-Dieburg die Vorbereitungen für die Aufnahme von Flüchtlingen angelaufen seien. Freie Wohnplätze im Landkreis könnten unter der Telefonnummer 0 61 51/881-25 86 oder via Mail an die Adresse asyl@ladadi.de gemeldet werden. Wer in der Stadt Darmstadt geflüchtete Menschen privat aufnehmen möchte, soll sich unter fluechtlinge@darmstadt.de an die Stadt wenden.