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„Eifernde Züge eines Glaubenskampfes, der Andersdenkende als Feind betrachtet“
Die Welt
Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht, Udo Di Fabio, äußert sich besorgt über die Polarisierung der Gesellschaft in der Pandemie. Er sieht „Anzeichen einer Identitätskrise“ - und verurteilt die maßlose Kritik an der Künstleraktion #allesdichtmachen.
Die vierte Corona-Welle hat Deutschland fest im Griff. Schon ist im Gespräch, ob nicht doch wieder zumindest ein Teil-Lockdown nötig werden wird. Doch geht das rechtlich überhaupt?do Di Fabio, einer der führenden Verfassungsrechtler des Landes, hat gerade eine ausführliche „Coronabilanz“ gezogen. Im Interview erklärt der Bonner Juraprofessor, wie frei unsere Gesellschaft noch ist.
WELT AM SONNTAG: Herr Professor Di Fabio, die letzte Pandemie vor Corona erlebte die Welt Ende der 60er-Jahre mit der Hongkong-Grippe. Damals starben innerhalb eines Jahres 50.000 Menschen in der Bundesrepublik. Von einem Lockdown war damals nie die Rede. Auch in den Seuchen der Jahrzehnte und Jahrhunderte davor stand die Erhaltung des Lebensalltags und der Wirtschaft stets vor der Gesundheit des Individuums. Hat der Erhalt der Gesundheit mittlerweile einen ersatzreligiösen Charakter angenommen?