„Die Russen wollen testen, ob die Nato der Verpflichtung zur Verteidigung nachkommt“
Die Welt
Litauen gilt als treuer Unterstützer der Ukraine, gleichzeitig liegt es gefährlich nah an Russland. Im Gespräch mit WELT schätzt Präsident Gitanas Nauseda die Gefahr einer Eskalation des Konflikts ein – und stellt konkrete Forderungen an Berlin.
WELT: Zwei Wochen vor Beginn der russischen Invasion in der Ukraine waren Sie in Berlin, mit der Hoffnung, dass dieser Krieg niemals beginnt. Wie schätzen Sie die Gefahr dieses Konflikts für Litauen und für die baltischen Staaten ein?
Gitanas Nauseda: Wir leben ständig unter der Bedrohung durch Russland. Deswegen haben wir schon vor langer Zeit begonnen, uns um unsere Energiesicherheit zu kümmern. Dies ist kein Thema, das derzeit ganz oben auf der politischen Agenda der Europäischen Union steht. Für uns war es vor 10, 15 Jahren eine ganz klare Priorität, die nicht unbedingt mit der militärischen Aggressivität Russlands zusammenhing. Damals haben wir einen politischen Preis für unser Erdgas gezahlt, weil wir von Gazprom abhängig waren und das Unternehmen uns die Preise diktiert hat. Es war ein wirtschaftlicher Grund, sich abzukoppeln.