„Die Frauen dort sagen: Wir fühlen uns von der ganzen Welt verraten“
Die Welt
Imame in Deutschland verurteilen das Universitätsverbot für Frauen in Afghanistan. Damit wollen sie auch den Grundstein legen für eine neue, konstruktive Stimme der Muslime hierzulande – denn laut Initiator Mouhanad Khorchide haben etablierte Islamverbände nur eigene Interessen im Blick.
WELT: Herr Khorchide, Sie leiten das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster und haben sich mit 25 Imamen an die Öffentlichkeit und die Taliban gewandt mit einem Einspruch gegen das Universitätsverbot für Frauen in Afghanistan. Ihr Argument: Laut Prophet sei Bildung „religiöse Pflicht für jeden Mann und für jede Frau“. Kann man mit einer heiligen Schrift argumentieren, die jeder anders interpretiert?
Mouhanad Khorchide: Es stimmt, man kann den Koran so oder so auslegen. Aber wir meinen, dass die Aussagen im Koran und in der prophetischen Tradition viel stärker in Richtung Frauenrechte, Gleichberechtigung von Mann und Frau tendieren als andersherum – vor allem, wenn es um Bildung geht. Für die Taliban dürfte es schwer sein, gegen das von uns gewählte Mohammed-Zitat zu argumentieren.