„Die Abschiedsworte der Ärztin empfand ich als unpassend“
Die Welt
Seinen Bruder traf die Krebsdiagnose mit voller Wucht: Doch die Reaktion der behandelnden Ärztin erschien Jan Stöhlmacher unpassend. Im Interview erzählt der Mediziner, wie Ärzte schlechte Nachrichten überbringen sollten – und was Patienten und Angehörige für ein gutes Gesprächsklima tun können.
WELT: Herr Stöhlmacher, Sie haben Ihren Bruder begleitet, als er von seiner Krebserkrankung erfuhr. Wie haben Sie die Situation erlebt?
Jan Stöhlmacher: Mein Bruder hatte mir vorab einige Befunde geschickt, die das Schlimmste befürchten ließen. Für mich kam die Krebsdiagnose daher nicht unerwartet. Meinen Bruder aber traf sie mit voller Wucht. Er hatte die Anzeichen nicht wahrhaben wollen und die Möglichkeit einer tödlichen Erkrankung verdrängt. Jetzt war er völlig überfordert. Und ich war nicht vorbereitet auf meine Rolle als begleitender Angehöriger. Auch ich fühlte mich hilflos und wusste im ersten Moment nicht, wie ich reagieren sollte.