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„Der Spion“ im Kino: Der Spion, der in die Kälte kam
Frankfurter Rundschau
Schauspieler Benedict Cumberbatch ist das eigentliche Ereignis in einem eher unscheinbaren Agentenfilm.
Filmgenres sind Modeartikel, sie kommen und gehen. Wo sind zum Beispiel die vielen Kriegsfilme geblieben, die bis in die 70er Jahre fast wöchentlich in die Kinos kamen? Sie verschwanden mit ihrem Publikum, den alternden Männern, die ihren Krieg nicht aus dem Kopf bekamen. Der Kalte Krieg hat sich dagegen schon etwas besser auf der Leinwand gehalten. Wenigstens ab und zu erzählen noch Spionagefilme von Schattenkriegern, den unbesungenen Helden und den willigen Schachfiguren auf den Spielbrettern der Weltmächte. Aber auch Spionagefilme sind selten geworden, und die wenigen, die es im Schatten von James Bond noch ins Kino schaffen, sehen meist schon alt aus, wenn sie erscheinen. Das hat durchaus Methode. Auch „Der Spion“ macht es sich in braun-grünen Farbtönen gemütlich, um in die Zeit zurückzublenden, als die atomare Bedrohung zum Greifen nah erschien. Unter dem Codenamen „Ironbank“ versorgte Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre der russische Geheimoffizier Oleg Penkovsky den Westen mit Informationen. Ihr Wert ist umstritten, doch viel spricht dafür, dass seine Bilder von einer russischen Raketenbasis auf Kuba den Lauf der Geschichte beeinflussten. Während der Schweinebucht-Krise riskierte Kennedy die Konfrontation mit Russland, weil er nun einerseits beweisen konnte, dass es diese Raketen gab, sie andererseits aber auch nicht für einsatzfähig hielt. Penkovskys Geschichte endete tragisch nach seiner Verhaftung. Ein Film über diese Ereignisse hat folglich wenig zu enthüllen; der georgische Schauspieler Merab Ninidze setzt Penkovsky immerhin ein kleines Denkmal: Glaubwürdig wird er stilisiert zum selbstlosen Friedenskämpfer, so kann man bereits einen kleinen Hauch von Gorbatschow in ihm erahnen. Das erhebt diesen tragischen Helden gleichwohl nicht aus seiner Nebenrolle.More Related News