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„Der Rausch“ im Kino: Nie mehr nüchtern
Frankfurter Rundschau
Eine Begegnung mit Thomas Vinterberg und seiner Tragikomödie, „Der Rausch“, dem Porträt einer alkoholisierten Gesellschaft.
In einer gerechten Welt hätte Thomas Vinterbergs Tragikomödie „Der Rausch“ ihren Siegeszug schon im Frühjahr 2020 angetreten. Sie gehörte zum Aufgebot des Cannes-Filmfestivals, das schließlich wegen Corona abgesagt wurde. Doch auch geschlossene Kinos haben den Erfolg lediglich verzögert, der im vergangenen April mit einem Auslandsoscar gekrönt wurde. Dieser Film, den es in Deutschland noch immer zu entdecken gilt, ist also alles andere als ein unbekanntes Meisterwerk. Allerdings ist er keinen Tag gealtert; selbst wenn man inzwischen viel gelesen hat über die frappierende Handlungsidee – das Projekt vierer Lehrer, die beschließen, ihre Tage nicht mehr nüchtern zu verbringen. Tatsächlich geht es wie in jedem großen Film um sehr viel mehr als nur um einen Plot, sondern, man muss das einmal ganz dogmatisch sagen, um das Leben selbst. Da ist uns ein Wort bereits herausgerutscht, zu dem der Däne Thomas Vinterberg eine besondere Beziehung hat. Er war erst 26, als er gemeinsam mit Lars von Trier „Dogma 95“ erfand, die letzte filmische Strömung des 20. Jahrhunderts. Mit der Absage an aufwendige Filmtechniken und Handlungsklischees wie „Mord und Totschlag“ und einer Beschränkung auf Handkamera, Direktton und natürliches Licht hoffte damals eine Gruppe junger dänischer Filmschaffender, der Wahrheit des Lebens etwas näher zu kommen.More Related News