
„Das Zeitfenster schließt sich“
Frankfurter Rundschau
Der Weltklimarat warnt vor einer Zuspitzung der Klimakrise, wenn nicht schnell gehandelt wird. Die Hälfte der Menschheit sei schon jetzt stark betroffen.
Der Weltklimarat (IPCC) warnt in seinem neuesten Report davor, dass die Gefahrenschwelle der globalen Erwärmung um 1,5 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit bereits in den nächsten zwei Jahrzehnten überschritten werden könnte. Bereits jetzt führe dies zu gefährlichen Veränderungen in der Natur, und Milliarden Menschen litten immer stärker darunter. Das „Zeitfenster“, um die schwersten Schäden durch ein Absinken der Emissionen noch zu verhindern, schließe sich schnell.
Der IPCC gibt aber auch einen positiven Ausblick: Mit einer sofort beginnenden CO2-Trendwende und guter Anpassung ließen sich die schlimmsten Gefahren noch abwenden. Dazu müsse aber mehr Geld bereitgestellt werden, und es brauche ein besseres Verständnis der Wechselwirkungen zwischen dem Klima, Mensch und Natur. Bisher täten die Regierungen noch lange nicht genug, um die Lage zu entschärfen.
Laut dem Bericht lebt bereits heute knapp die Hälfte der Weltbevölkerung in Regionen, die durch den Klimawandel hoch verwundbar sind, nämlich 3,3 bis 3,6 Milliarden Menschen. Am stärksten betroffen sind laut dem IPCC „Menschen und Ökosysteme, die am wenigsten in der Lage sind, damit umzugehen“, vor allem im globalen Süden. Das erhöhe Armut und Ungleichheit und werde mehr Menschen, die in ihrer Heimat kein Auskommen mehr haben, zur Migration zwingen.
Thema des aktuellen Reports sind die Folgen der Klimaerwärmung und die Möglichkeiten, sich daran anzupassen. Es handelt sich um den zweiten Teil des sechsten „Sachstandberichts“ des IPCC, ein dritter Teil zu den politischen, wirtschaftlichen und technologischen Möglichkeiten zur CO2-Minderung folgt Anfang April. Für die aktuelle Studie haben 270 Fachleute rund 34 000 Studien ausgewertet und auf rund 1000 Seiten zusammengefasst.
Bisher hat sich die Erde um etwa 1,1 Grad gegenüber der Zeit um 1850 erwärmt. Klimaforscher:innen haben nachgewiesen, dass Extremwettereignisse wie Hitzewellen, Dürren und Überflutungen vor allem in den letzten Jahrzehnten deutlich häufiger geworden sind. Die Folgen zeigen sich in vielen Weltregionen: verheerende Waldbrände wie im Mittelmeerraum und im Westen der USA, Hitzewellen wie in Sibirien, Überschwemmungen wie in Deutschland im Juli 2021,