
„Das Kriterium der Herkunft spielt offensichtlich eine große Rolle“
Die Welt
Fast 150.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine sind in Deutschland eingetroffen. Nach Einschätzung einer Kommunikationswissenschaftlerin helfen Menschen jetzt aus den gleichen Gründen wie 2015. Allerdings sieht sie Unterschiede in der Reaktion von Politik und Medien.
Der russische Angriff auf die Ukraine hat in Deutschland eine Welle der Hilfsbereitschaft ausgelöst, die sich nach Einschätzung der Kommunikationswissenschaftlerin Carola Richter von der Willkommenskultur früherer Flüchtlingswellen unterscheidet. „Diejenigen Menschen, die helfen wollen, tun das sicherlich aus den gleichen Gründen, wie diejenigen 2015“, sagte die Wissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Sie seien entsetzt von dem, was in den Heimatländern der Geflüchteten geschieht, hätten Mitleid und Empathie mit den Betroffenen. „Was anders ist, ist die diskursive Rahmung. Die Ukraine wird in den Medien und politischen Diskursen als modernes, europäisches Land dargestellt“, sagte Richter. Menschen aus islamisch geprägten Ländern oder dem südlichen Afrika dagegen seien über Jahrzehnte hinweg als kulturell fern und mit häufig nicht-kompatiblen Werten dargestellt worden.