![„Das ist die Logik von totalitären Systemen“](https://img.welt.de/img/kultur/mobile234768272/0951354697-ci16x9-w1200-fnov-fpotl-fpi157750653/Flasspoehler-Svenja-c-JohannaRuebel-gross-1.jpg)
„Das ist die Logik von totalitären Systemen“
Die Welt
Dass wir immer sensibler werden, gehört zum Prozess der Zivilisation. Doch wann wird Empathie gefährlich? Die Philosophin Svenja Flaßpöhler erklärt, warum es problematisch ist, die Erotik an den Rand zu drängen, und welche Fähigkeit wir beim Abstandhalten verlernen.
WELT: Elke Heidenreich hat sich kürzlich in einer Talkshow darüber echauffiert, dass die Jugend keine Sprache mehr hätte, sich nicht mehr richtig auszudrücken wisse. Ist der Trend zur Empathie oder dem Zurschaustellen der eigenen Verletztheit eine ähnliche Strategie? Greifen da Menschen, die keine Argumente haben, auf ihre Emotionen zurück?
Flaßpöhler: Ja, das ist natürlich eine sehr beliebte Diskursvermeidungsstrategie, zu sagen: Ich bin verletzt, das traumatisiert mich. Das ist im Grunde ein Abbruch des Gesprächs. In dem Moment findet man keine diskursive Ebene mehr. Wer diskutiert, muss lernen, Thema und Person zu trennen. Diese Distanz wird gerade in unterschiedlicher Hinsicht eingerissen. Einerseits dadurch, dass man sagt: Das verletzt mich. Und andererseits dadurch, dass man sich nicht mehr die Argumente der Person ansieht, sondern die Person selbst etikettiert. Indem man sagt: Die ist rechtsreaktionär, der ist ein Nazi, mit denen darf man nicht mehr reden.