„Crip Time“ im MMK Frankfurt: Eine Empörung, die Tag für Tag zunimmt
Frankfurter Rundschau
Die Ausstellung „Crip-Time“ im Museum für Moderne Kunst demonstriert anschaulich, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind.
Was für ein riskantes Unterfangen! Ein zeitgenössisches Museum präsentiert eine Ausstellung, die sich mit der Wahrnehmung von Menschen befasst, die eine Behinderung haben. Eine Schau, die gut gemeint ist, natürlich, die aber - und das ist selbstverständlich entscheidend - gut gemacht ist. Extrem gut gemacht. Weil sie es schafft, die Schnittmengen zu markieren, an denen sich unsere Bedürfnisse und Erfahrungen treffen und es nicht nur darum geht, das Anderssein zu betonen. Wir alle sind schließlich erschöpft, wenn auch unterschiedlich schnell. Wir sind hin und wieder verzweifelt, die eine häufiger, der andere seltener.
Und wenn wir einen gigantischen Stapel aufgetürmter Arztrechnungen, Anamnesebögen und Pflegepläne sehen, wie ihn die US-Amerikanerin Emily Barker in der Ausstellung im Frankfurter Museum für Moderne Kunst präsentiert, wenn wir dazu erfahren, dass diese 7865 Blätter lediglich die medizinische Korrespondenz von 2012 bis 2015 umfasst, haben wir zumindest eine leise Ahnung, was das für einen Menschen bedeutet.
Barker stürzte während ihres Malereistudiums am Art Institute of Chicago in einem unzulänglich gesicherten Gebäude aus dem vierten Stockwerk und ist seither querschnittsgelähmt.