„Bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass man ein Kostüm als Beleidigung auffassen kann“
Die Welt
Sombrero unerwünscht? Eine Gruppe Seniorinnen wollte auf der Bundesgartenschau in Mannheim tanzen. Doch die Leitung will keine klischeehafte Darstellung auf der Bühne haben und fürchtet kulturelle Aneignung. Die Damen zwischen 59 und 85 Jahren verstehen die Welt nicht mehr.
Normalerweise tritt Erika Schmaltz mit ihrem Rheinauer AWO-Ballett in Mannheimer Altenheimen oder auf Straßenfesten auf. Die 17 Damen im Alter zwischen 59 und 85 Jahren haben dafür mehrere Verkleidungen im Gepäck, erklärt die 75-Jährige im Telefonat. Je nach Schlager schlüpfen sie in die verschiedenen Rollen: Mal tanzen sie als Matrosen, in Flamenco-Röcken oder als Cowgirls. Schließlich heißt ihre Show „Weltreise in einem Traumschiff“.
In diesem Jahr wollte das AWO-Ballett auch die Besucher der Bundesgartenschau (Buga) Mannheim damit unterhalten. Insgesamt sieben Termine gab es bis Weihnachten. Doch vor ein paar Tagen erreichte Schmaltz eine E-Mail von deren Leitung. „Wegen möglicher Diskriminierung dürfen sechs Kostüme unserer Show nicht gezeigt werden“, gibt Schmaltz den Tenor der Nachricht im Gespräch mit WELT wieder. Verboten sind unter anderem der indische Sari, der japanische Kimono, aber auch die mexikanischen Sombreros samt Umhängen und die Verkleidung aus Ägypten. „Ich war geschockt“, sagt Schmaltz. „Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass man ein Kostüm als Beleidigung auffassen kann.“