„Besuchsverbot ist schlimmer als die Corona-Gefahr“
Die Welt
In Pflegeheimen und bei Angehörigen geht die Angst um vor einem erneuten Lockdown in den Einrichtungen, vor Einsamkeit und Leid ohne Beistand. Rufe nach täglichen Tests auch für geimpfte Besucher werden laut – sowie nach Eingriffen in die Freiheitsrechte der Pflegekräfte.
Matthias Stifter hat Angst. Jeden Tag fährt er zu seiner dementen Mutter ins Seniorenheim in Niederbayern, um sie zu füttern. Das Pflegepersonal kann das nicht leisten, denn so eine Mahlzeit dauert lange. Stifters Mutter ist 87 Jahre alt und spricht kaum noch. Das Essen schmeckt ihr, aber bis sie den Mund geöffnet, einen Bissen gekaut und hinuntergeschluckt hat, vergeht viel Zeit. „Meine Mutter hatte im Lockdown viele Kilos abgenommen“, sagt Stifter. „Wenn es jetzt wieder zu einem Besuchsverbot kommt, wird sie wieder abmagern. Ich weiß nicht, ob sie das überlebt.“
Seit sich Corona-Ausbrüche in Senioren- und Pflegeheimen wieder mehren, geht die Sorge um bei Bewohnern und Angehörigen, aber auch Betreibern und Beschäftigten, dass der Albtraum von vorn beginnen könnte: