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„Bad Tales“ im Kino: Italienischer Surrealismus
Frankfurter Rundschau
Das skurrile Vorstadtdrama „Bad Tales“ von Fabio und Damiano D’Innocenzo.
Susan Sontag prägte einst den Ausdruck vom „American Surrealism“ für die Faszination ihrer Landsleute am Alltäglich-Abseitigen, jenem morbiden Highway, der von den Fotografien der Diane Arbus geradewegs zu den Filmen von David Lynch führt. Doch längst hat dieser Highway Abzweigungen in die ganze Welt genommen. Schließlich haben die Amerikaner die ordentlich abgetrennten Vorgärten ja nicht erfunden, in denen man bei Sonnenschein abgeschnittene Ohren zwischen den Grashalmen finden könnte.
Die italienischen Brüder Fabio und Damiano D’Innocenzo haben ihren nach „Boys Cry“ zweiten Spielfilm in einem römischen Vorort angesiedelt, doch es könnte auch Lynchtown sein. Ein weißer Lattenzaun umsäumt einen Reihenhausgarten, in dem merkwürdige Dinge geschehen.
Ein Familienvater brät mit Mühe Steaks, doch als sich der etwa 11-jährige Sohn daran verschluckt, gibt es einen Riesenaufstand. Flugs schüttelt man ihn kopfüber, und als er zu weinen beginnt, fällt der Vater – um seine Aufmerksamkeit betrogen – ins Gejammer ein. „Siehst du, was du gemacht hast?“, fragt die Frau Mama den Knaben vorwurfsvoll. „Du hast deinen Vater zum Weinen gebracht.“