„Ansturm auf Auffrischungsimpfungen ist nicht zu bewältigen“
Die Welt
Hausärzte klagen über die massiven Belastungen im Herbst und warnen: Für die Drittimpfungen nur auf die Hausarztpraxen setzen, könnte zu vielen Toten führen. Aussagen der eigenen Interessenvertretungen sind ihnen „schleierhaft“.
Beim Blick in das Buchungssystem seiner Praxis formen sich auf der Stirn von Hausarzt Björn Hollensteiner tiefe Sorgenfalten. Bis Ende Dezember sind alle Termine für Boosterimpfungen gegen Corona ausgebucht. Lediglich ein paar wenige Slots hält er noch für besonders vulnerable Patienten frei. Das Praxistelefon klingelt währenddessen ununterbrochen, die mittlerweile fünf Leitungen sind pausenlos besetzt. „Der Ansturm auf die Auffrischungsimpfungen ist nicht zu bewältigen“, sagt Hollensteiner. An den beiden Impftagen dienstags und freitags finden keine regulären Sprechzeiten mehr statt, nur Notfallpatienten werden behandelt.
„Wir brauchen unbedingt mehr mobile Impfteams und regionale Impfzentren, um den Druck aus den Praxen zu nehmen“, so der 47-jährige Hausarzt aus dem nordrhein-westfälischen Haltern am See. Eine Forderung, die viele Impfärzte in Deutschland teilen. Doch die meisten Landesregierungen zögern bisher in der Umsetzung. Das hat auch mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und ihren jeweiligen Vertretungen auf Landesebene zu tun. Diese argumentieren seit Monaten vehement, die Ärzte würden die Impfkampagne alleine stemmen können – und die Impfzentren gehörten abgeschafft.