„Angela Merkel war richtig für Deutschland“
Die Welt
Großbritanniens Ex-Premier Tony Blair kennt Angela Merkel gut – und den Vorwurf, sie sei wegen der Flüchtlingskrise 2015 mitverantwortlich für den Brexit. Im WELT-Gespräch analysiert er die Machtverteilung in Europa und die Aussichten für Deutschland nach der Wahl.
Die erste Nacht, die er mit Angela Merkel verbrachte, hinterließ bei Tony Blair bleibenden Eindruck. Mehr als 15 Jahre später erinnert der britische Ex-Premier jene Stunden als prägend für seine Einschätzung der damals frisch amtierenden Bundeskanzlerin. „Ende 2005 hatten wir die EU-Ratspräsidentschaft inne und mussten den Haushalt verhandeln. Es war extrem schwierig, obendrein saß mir wie immer die EU-feindliche Presse zu Hause im Nacken“, erzählt Blair im Gespräch mit WELT.
Wie die Bundeskanzlerin ist Blair zu Hause ein umstrittener Politiker. Trotzdem ist der einstige Labour-Chef seit seinem Abtritt als Premier 2007 eine Figur auf der internationalen Bühne und in großen Fragen eine allgegenwärtige Stimme geblieben, von Covid über Nahost und Afghanistan bis hin zum Brexit. Für Letzteren wird Merkel im Vereinigten Königreich eine Mitverantwortung gegeben, weil sie im Herbst 2015, zehn Monate vor dem Referendum, mehr als eine Million Flüchtlinge nach Deutschland ließ. Bilder der Balkan-Route fielen genau in die Zeit des Wahlkampfs.