
„Als Franken fränkisch wurde“ im Knauf-Museum Iphofen: Skrupellos und berüchtigt
Frankfurter Rundschau
Fundgruben aus der Merowingerzeit: Die Ausstellung „Als Franken fränkisch wurde“ in Iphofens Knauf-Museum ist reich an Einblicken und bietet überraschende Neuigkeiten.
Aus Iphofen kommen neue Nachrichten aus der Merowingerzeit. Haben wir uns also aufgemacht ins Städtchen in Franken, kaum mehr als zehn Kilometer entfernt vom südlichen Maindreieck. Denn abgesehen von den Ankündigungen – an Legenden und Fiktionen über diese Sippe hat es nie gefehlt. Solche Quellen sprudelten nie spärlich, denn hat er nicht Merowech geheißen? Oder Merowig, jedenfalls der Urahn, eine mythische Gestalt, Produkt der Phantasie oder historische Figur? Womöglich Vater des umraunten Chlodio, gar Großvater Childerichs I., von dem bereits mehr bekannt ist.
Wer sich also zu den Merowingern aufmacht, findet sich allerdings garantiert wieder vor dem Urenkelkind, Chlodwig. Mag die „Chronologie der Regierungszeit Chlodwigs“ für Experten weiterhin „hoffnungslos unklar“ (Patrick J. Geary) sein, er ging in die Geschichte als König der Franken ein, geboren 466, gestorben 511. In der Sonderausstellung in Iphofens überhaupt prachtvollem Knauf-Museum werden die Franken als „Menschenschlag“ angekündigt. Es ist ein zweifellos martialischer, so zeigt es eine Grafik: Ein Krieger spießt seine Lanzenspitze in eine Karte von Mainfranken, direkt bei Iphofen, den linken Fuß vorgereckt, einem Daumen im Gürtel, ausgerüstet mit Schild und Schwert. So haben wir denn von den Vorfahren ein beweiskräftiges Bild, und von ihrem quirligen Dorfleben berichtet sogleich eine Fototapete historisierend, von den außergewöhnlichen archäologischen Erfolgen weitere Aufnahmen in Lebensgröße. Grabungen in Hellmitzheim, Dornheim, Kleinlangheim: Fundgruben aus der Merowingerzeit in Mainfranken.
Mit herrlichen Feinheiten fängt es im Museum an, einer Nadel mit Öhr aus dem 6. – 8. Jahrhundert oder einem Gerät zur Zwirnherstellung. Filigrane Vorfahren – für so berüchtigte Gegenstände wie die „Franziska“, die Wurfaxt, für Spatha (Langschwert), Sax (Hiebschwert), Schild und Lanze wird noch Raum sein ebenso wie für Keramik, Töpfe und Krüge, oder gar Becher aus so etwas Zerbrechlichem wie Glas. Es sind Artefakte, die Aufschluss geben über die Alltagskultur, über Glaubensvorstellungen oder Kunstfertigkeiten. Ohrringe, Fibeln, Gewandnadeln oder Miniaturwaffen, ein Schwert nicht länger als ein Zahnstocher – ein halber Bleistift.