„Als der Faschismus kam, haben Deutsche ihn finanziert“
Die Welt
Russland führt einen kolonialen Vernichtungskrieg – das sagt Historiker Timothy Snyder. Der Yale-Professor wirft Deutschland im Kontext des Ukraine-Kriegs Heuchelei vor. Der Ukraine sei „dreißig Jahre lang über Faschismus doziert“ worden. Dagegen hält Alexander Graf Lambsdorff. Mehr im Liveticker.
Der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder wirft Deutschland im Kontext des Ukraine-Kriegs Heuchelei vor. Man habe der Ukraine „dreißig Jahre lang über Faschismus doziert“, schrieb Snyder auf Twitter. „Als der Faschismus tatsächlich kam, haben Deutsche ihn finanziert, und Ukrainer starben dabei, ihn zu bekämpfen.“ Snyder bezieht sich dabei offenbar auf den russischen Angriffskrieg gegen Kiew und auf Vorwürfe vor allem aus der Zeit vor dem Krieg, laut denen die ukrainische Regierung nicht genug gegen Rechtsextreme in ihrem Land getan habe. Snyder hatte unlängst bereits in einem Interview gesagt, Russland sei „zum Zentrum des Faschismus der Welt“ geworden.
Eine prompte Antwort bekam Snyder von Alexander Graf Lambsdorff. Der FDP-Politiker schrieb, der Post sei ein „Soundbite“, der „sich nett anhört, aber schlicht falsch“ sei. Die Ukraine über Faschismus zu belehren, sei nie die Politik einer deutschen Regierung gewesen. Die Finanzierung Russlands anzusprechen sei ein „valider Kritikpunkt“, allerdings müsse man sich in dieser Frage auch Fehler US-amerikanischer Politik der vergangenen Jahrzehnte anschauen, die die Russland-Politik der Vereinigten Staaten geprägt hätten. Ein Nutzer warf Lambsdorff daraufhin „Whataboutism“ vor.