„Ach, sieh mal an“, kommentierte Joe Biden die Hochrechnungen
Die Welt
In den Hauptstädten der Welt schaut man gebannt auf Berlin. So hofft Ankara auf einen Kanzler Laschet, dem Kreml graut vor den Grünen. Die Amerikaner lernen, was eine „traffic light“-Koalition ist. Und Paris hält etwas anderes für wichtiger als die Personalie Bundeskanzler.
„UNGLAUBLICH!“ Das war nicht etwa Emmanuel Macrons Reaktion auf die Ergebnisse der Bundestagswahl am Sonntagabend, sondern ein Aufschrei der Freude, mit dem der französische Präsident auf Twitter den Radsportler Julian Alaphilippe zum Weltrekordtitel gratulierte. Eine offizielle Reaktion gibt es erst, wenn der neue Kanzler im Amt ist, versichert man im Elysée-Palast. Hervorgehoben wird in Paris lediglich, dass alle Kandidaten bekennende Pro-Europäer seien. „Der Kalender ist fast wichtiger als das Gesicht des Siegers“, behauptet Politikwissenschaftler Dominique Moïsi, der ein „doppeltes Vakuum“ befürchtet: „Eines in Deutschland durch die Koalitionsverhandlungen und eines in Frankreich, wo bereits der Präsidentschaftswahlkampf tobt.“
Auch gehe in Paris die Angst vor einem „zu schwachen Deutschland“ um, wie es der Experte formuliert. Deutschland habe in der Vergangenheit nicht die Rolle gespielt, die man erwartet habe. „Wir hoffen, dass sich Berlin seiner geopolitischen Verantwortung bewusst wird. Deutschland ist einflussreich und sollte keine Minderwertigkeitskomplexe haben.“ Martina Meister