„37 Grad: Unsere eigene Farm“ (ZDF): Auf Gedeih und Verderb
Frankfurter Rundschau
Die ZDF-Reportage „Unsere eigene Farm“ ist eine Verbeugung vor Selbstversorgern, die bei Gegenwind nicht gleich umfallen.
Die Geschichten, die das ZDF mit seiner Reportagereihe „37 Grad“ erzählt, sollen je nach Thema Mut machen oder Mitgefühl wecken. Oft geht es um Menschen, die erfolgreich eine schwere Krankheit überwunden oder gelernt haben, mit ihr zu leben. Manchmal porträtieren die Filme auch Außenseiter und tragen auf diese Weise zu einer größeren Toleranz bei. Gemessen an Beiträgen dieser Art, in denen es stets um Emotionen geht, fällt „Unsere eigene Farm“ etwas aus dem Rahmen. Iris Bettray und Ina Gempf stellen darin zwei Ehepaare vor, die sich vorgenommen haben, sich selbst zu versorgen. Um alle Höhen und Tiefen dieses Unterfangens dokumentieren zu können, haben die Autorinnen die beiden Höfe im Verlauf von zwölf Monaten mehrfach besucht. Während die „37 Grad“-Beiträge sonst meist von der Vorarbeit leben, weil erst mal ein Vertrauensverhältnis entstehen muss, bevor die Protagonisten Einblicke in ihr Seelenleben gewähren, geht es gerade bei dem Paar aus der Eifel vor allem um das Beckett-Motto „Besser scheitern“: Sara und Michael, ehemalige Leistungssportler Ende dreißig, haben einen Hof in der Eifel gekauft. Sie besitzen nun ein idyllisches Fleckchen Land, insgesamt sechs Hektar, davon 2.000 Quadratmeter Nutzfläche, und wollen dort Obst und Gemüse anbauen. Er ist hauptberuflich Sportmanager, die Existenz der fünfköpfigen Familie hängt also nicht auf Gedeih und Verderb davon ab, wie gut oder schlecht die Ernte ausfällt; deshalb wirkt das Engagement mitunter wie ein extravagantes Hobby, selbst wenn es enorm viel Zeit und noch mehr Geld frisst, weil regelmäßig stattliche Summen in das Anwesen investiert werden müssen. Beide sind landwirtschaftliche Autodidakten und machen entsprechend viele Anfängerfehler. Von Autarkie kann ohnehin keine Rede sein. Ohne die Hilfe von Saras Eltern, die ebenfalls auf dem Hof leben und sich um die kleinen Kinder kümmern, wäre das Unterfangen zudem gar nicht möglich.More Related News