„Ärztemangel wird uns in einer Weise treffen, die sich die Bevölkerung nicht vorstellen kann“
Die Welt
Der Hausärzte-Mangel verschärft sich spürbar – inzwischen auch in den Städten. Zugleich müssen viele junge Menschen ihren Berufswunsch Arzt aufgeben oder im Ausland studieren. Experten warnen davor, dass auch Ärzte aus dem Ausland die Lücke nicht füllen könnten.
Martina Steinhövel sorgt sich um ihre Mutter. „Seitdem ihr Hausarzt in Rente gegangen ist, finden wir niemanden, der sie dauerhaft aufnimmt“, sagt Steinhövel. Die Mittfünfzigerin lebt in Hamburg, ihre Mutter nicht etwa auf dem Land, sondern im westfälischen Hagen, einer Stadt mit fast 190.000 Einwohnern. Die 82-Jährige leidet unter einer beginnenden Demenz und braucht stetige medizinische Betreuung. „Ich habe gedacht, das gibt es doch nicht“, sagt Steinhövel, „meine Mutter ist sogar Privatpatientin, aber alle Hausärzte in ihrer Umgebung haben sie abgelehnt.“
So wie den Steinhövels wird es in den kommenden Jahren immer mehr Menschen in Deutschland ergehen. Längst hat der Ärztemangel auch Städte erreicht. „Im Extremfall müssen Patienten in unterversorgten Kreisen damit rechnen, in ihrem Umfeld keinen einzigen niedergelassenen Hausarzt zu haben“, sagt Versorgungsforscher Hans-Dieter Nolting.