![Übersee-Museum gibt menschliche Überreste an Hawaii zurück](https://static.dw.com/image/60703712_6.jpg)
Übersee-Museum gibt menschliche Überreste an Hawaii zurück
DW
Das Bremer Übersee-Museum hat am Dienstag acht menschliche Schädel aus seinem Sammlungsbestand an eine Delegation aus Hawaii zurückgegeben. Weitere Restitutionen sollen Ende der Woche erfolgen.
"Wir können Sie nur aufrichtig um Verzeihung bitten und Reue zeigen für das, was Ihrem Volk und Ihren Vorfahren angetan wurde", sagte Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte während der Zeremonie im Übersee-Museum. Er richtete seine Worte an drei Vertreterinnen und Vertreter des Office of Hawaiian Affairs (OHA), die nach rituellen hawaiianischen Gebeten die menschlichen Gebeine ihrer Vorfahren - hawaiianisch: Iwi Kūpuna - in Gefäßen mit einem schwarzen Tuch zentral im Raum aufgebahrt hatten. Genau zwei Jahre und sechs Monate sind vergangen, seit sich das OHA in einem Brief an das Übersee-Museum wandte, um die Herausgabe von menschlichen Überresten aus dem Bestand der Sammlung zu erbeten.
Am 1. Februar 2022 gab der Bremer Senat die definitive Zustimmung. "In den vergangenen Jahren hat sich in Europa ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür ausgebildet, dass es insbesondere aus ethischen Gründen dringend geboten ist, eingehend zu untersuchen, unter welchen Umständen die Sammlungen von Museen entstanden sind. Ganz besonders gilt dies für die Sammlungen menschlicher Überreste", sagte Bürgermeister Bovenschulte in seiner Rede.
Edward Halealoha Ayau, Kalehua Caceres und Mana Caceres waren als Abgesandte des OHA nach Deutschland gereist. In ihren Reden betonten sie die Bedeutung einer würdigen Rückführung, um die menschlichen Überreste in Hawaii ihren Nachfahren zu übergeben und sie dort zu beerdigen. "Im zurückliegenden Jahrzehnt hat sich unter Museumsfachleuten und Anthropologen viel verändert, was ein besseres Verständnis für die indigenen Völker und die an uns begangenen Ungerechtigkeiten der Vergangenheit verdeutlicht. Wir erkennen dies natürlich an und begrüßen die Re-Humanisierung dieser Personen und Institutionen", lies die OHA-Vorstandsvorsitzende Carmen Hulu Lindsey in einem Statement mitteilen, das nach der Zeremonie verlesen wurde.
Edward Halealoha Ayau betonte die besondere Stellung Verstorbener für die indigene Bevölkerung Hawaiis, die nach ihrem Tod nicht vergessen würden, sondern im Gegenteil "eine noch höhere Stellung" einnähmen. Ayau ist Teil von Hui Iwi Kuamo'o. Hui bedeutet Gruppe, Iwi Knochen und das Wort Kuamo'o Rückgrat oder Weg. Hui Iwi Kuamo'o sieht es als Pflicht an, alle Ahnen zu finden und sie mit großem Respekt nach Hawaii zu bringen, um sie dort zeremoniell zu begraben, damit ihr Geist zurückkehren kann. Während der Zeremonie wurden die Anwesenden mit Wasser bespritzt - als Teil eines Rituals, das sicherstellt, dass die Überreste gereinigt zurückkehren.
Das Übersee-Museum in Bremen beherbergt eine Sammlung von ethnographischen, handels- und naturkundlichen Objekten und verfügt in seinen Depots über weitere menschliche Überreste, die meisten stammen laut Angaben aus Europa und aus der ehemaligen deutschen Kolonie Neuguinea. Auch dort liefen Rückgabegespräche, so Wiebke Ahrndt, Direktorin des Übersee-Museums.