Überraschende Studie: Wo die Gefahr für Fußgänger am größten ist
RTL
Über 26.000 Fußgänger wurden im Jahr 2020 im Straßenverkehr verletzt. Doch wo ist die Gefahr am größten für Fußgänger: Ampel, Zebrastreifen oder Mittelinsel?
Über 26.000 Fußgänger wurden im Jahr 2020 im Straßenverkehr verletzt. Eine neue Studie sollte aufklären, wo die Gefahr, eine Straße zu überqueren, am größten ist. Dabei kamen Ampeln und vor allem Zebrastreifen schlecht weg.
Wenn Fußgänger auf tonnenschwere Blechkarossen treffen, ist klar, wer geschützt werden muss. Deshalb geben Zebrastreifen den Fußgängern Vorrang. Und an der klassischen Ampel sollte eigentlich sowieso immer klar sein: Rot heißt gehen, grün heißt stehen. Doch laut einer umfassenden Studie der "Unfallforschung der Versicherer" (UdV) ist die Mittelinsel der sicherste Überquerungsweg, obwohl es der Einzige ist, bei dem der Fußgänger keinen Vorrang hat.
Der Grund lautet: Sicherheit durch Unsicherheit. "Das bedeutet, dass der Fußgänger natürlich in dem Moment, wo er weiß, dass der Autofahrer für ihn nicht hält, so lange gucken muss, bis er die Straße sicher überqueren kann", erklärt Siegfried Brockmann, Leiter der Unfallforschung der Versicherer. Er passt also besser auf und schützt sich damit selbst.
Für die Studie, die RTL in Auszügen vorliegt, untersuchte die UdV an je 90 Ampeln, Zebrastreifen (Übergehungswege) und Mittelinseln, wie viele Unfälle mit verletzten Fußgängern es dort in den vergangen fünf Jahren gab. Das Ergebnis: An 37 Ampeln und an 55 Zebrastreifen wurde mindestens ein Fußgänger verletzt. Bei Überquerungen mit Mittelinsel waren es nur 20. Dabei will Brockmann nicht der Ampel selbst die Schuld gehen: "Sie ist, wenn sich jeder an sie hält, natürlich deutlich besser als die anderen. Das Problem ist, dass die Fußgänger sich im Zweifelsfall nicht daran halten. Und damit rechnet der Autofahrer dann gar nicht und hat dort seine Grüngeschwindigkeit", sagt der Experte.
Auch der Zebrastreifen funktioniert gut, wenn er gut einsehbar ist. Wenn nicht, kommt es immer wieder zu gefährlichen Missverständnissen. Zum einen, wenn der Autofahrer zu spät erkennt, dass Fußgänger die Straße wirklich überqueren wollen. Zum anderen durch Fahrradfahrer. Die haben nämlich anders als Fußgänger keinen Vorrang, es sei denn, sie steigen ab. Auch hier kommt es immer wieder zu Verwirrungen.
Nur noch Mittelinseln zu bauen, sei allerdings auch keine Lösung. Denn nicht jeder Verkehrsteilnehmer könne einschätzen, ob es ungefährlich ist, eine Straße zu überqueren: "Wenn ich natürlich Schüler habe oder kleine Kinder, denen kann ich diese Unsicherheit nicht zumuten", erklärt Brockmann. Deshalb seien Ampeln gerade in der Nähe von Schulen unverzichtbar.
Für die Sicherheit noch wichtiger sei ohnehin die Frage, an welchen Orten Fußgängern Möglichkeiten geschaffen werden, die Straße zu überqueren. Bislang entstehen sie dort, wo es besonders viel Autoverkehr gibt. Doch einen Zusammenhang zwischen der Zahl der Fahrzeuge und der Zahl der Unfälle konnte in der Studie nicht festgestellt werden. Besser wäre es, sich an der Zahl der Fußgänger zu orientieren. "Wir müssen viel, viel stärker diese Fußgängerströme berücksichtigen. Das heißt Dinge, die wir beim Auto lange und routinemäßig machen, machen wir beim Fußgänger nicht", erklärt der Leiter der Unfallforschung.