Özdemir will Bauern über EU-Regeln mehr Weizenanbau ermöglichen
ProSieben
Russlands Krieg gegen die Ukraine schlägt auf die internationalen Agrarmärkte durch: Mengen drohen knapper zu werden, Preise steigen. Wie könnten auch deutsche Landwirte zusätzliches Getreide anbauen?
Angesichts angespannter Getreidemärkte wegen des Ukraine-Krieges will Bundesagrarminister Cem Özdemir den Bauern ermöglichen, mehr Weizen zu produzieren. Dazu setze er sich in Brüssel dafür ein, Neuregelungen für den Wechsel von Ackerpflanzen zu verschieben, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch im Bundestag. "Damit kann bei dieser Herbstaussaat Weizen auf Weizen angebaut werden." Der Bauernverband begrüßte die Pläne, denen aber weitere folgen müssten. Auch die Opposition forderte zusätzliche Schritte.
Konkret geht es um 2023 greifende EU-Vorgaben, wonach der Anbau derselben Ackerpflanze zwei Jahre in Folge auf derselben Fläche zum Bodenschutz grundsätzlich nicht mehr möglich ist. In der Regel müsste dann nach Weizen etwa Mais oder Raps angebaut werden. Der Vorstoß zielt nun darauf ab, die EU-Kommission feststellen zu lassen, dass diese Regelung erst 2024 erfüllt sein muss - und nicht schon 2023 im Vergleich zu diesem Jahr. Dies würde die Anbauplanungen der Landwirte erheblich erleichtern.
Özdemir sagte zu diesem Vorschlag: "Dafür zahlen Umwelt und Böden einen Preis." Der Kompromiss stehe aber in vertretbarem Verhältnis zur Notwendigkeit. "Der Vorteil ist, wir erhalten die wenigen Flächen für den Artenschutz. Denn sind diese Vielfaltsflächen erstmal verschwunden, gibt es auch nichts mehr zu schützen." Die große Aufgabe dieser Zeit sei: "Versorgungssicherheit und Klimaschutz und Artenschutz. Daran müssen wir uns messen lassen."
Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte: "Wir wollen weiter im bisherigen Umfang Brotweizen anbauen können." Deshalb begrüße der Verband die Initiative des Ministeriums. "Aber das kann nur ein erster Schritt sein. Wir erwarten jetzt Vorschläge aus Brüssel und Berlin, wie die Ernährungskrise gelöst werden kann." Winterweizen, der im Herbst gesät wird, ist die wichtigste deutsche Getreideart.