Österreich schafft Impfpflicht ab
DW
So ändern sich die Zeiten: Erst war Österreich in Europa Vorreiter, dann begann das Land bei der Durchsetzung der Corona-Impfpflicht zu zögern. Jetzt wird die Maßnahme ganz eingestellt.
Die Corona-Impfpflicht in Österreich wird abgeschafft. Das teilte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) in Wien mit. "Die Impfpflicht bringt niemanden zum Impfen", sagte Rauch zur Begründung.
Die allgemeine Impflicht wurde Ende 2021 verkündet und galt ab Februar. Sie wurde von allen Parlamentsparteien bis auf die rechte FPÖ unterstützt. Österreich war damit Vorreiter in der EU. In anderen Ländern gab es nur altersspezifische Vorschriften.
Ursprünglich war in Österreich geplant, ab 15. März allen, die sich einer Impfung verweigern sollten, eine Geldstrafe von bis zu 3600 Euro anzudrohen. Doch schon Anfang März hatte sich eine Abkehr von der Impfpflicht angedeutet. Damals erklärte die Regierung aus konservativer ÖVP und Grünen, die Vorgabe sei bei der vorherrschenden Omikron-Variante nicht verhältnismäßig. Die Debatte um die Impfpflicht habe außerdem tiefe Gräben unter Familien, Vereinen und in Betrieben aufgerissen, sagte Rauch.
Gerade in einer Zeit, die durch viele Sorgen, massive Teuerung und den Ukraine-Krieg geprägt sei, brauche die Gesellschaft aber Solidarität. Mit Blick auf neue Corona-Wellen müsse die Bevölkerung von der Sinnhaftigkeit einer Auffrischungsimpfung überzeugt werden. "Wir bekommen das nur hin, wenn die Bereitschaft auf Freiwilligkeit fußt", sagte Rauch.
Trotz der Drohung mit der Impfpflicht war das Interesse an einer Injektion seit Jahresbeginn deutlich zurückgegangen. Seit März herrscht eine besonders ausgeprägte Flaute bei den Impfstationen. Am Mittwoch etwa bekamen nur 140 Menschen erstmals eine Injektion. 3500 erhielten eine Zweitstich oder eine Auffrischungsimpfung. 62,4 Prozent der Österreicher verfügen über einen gültigen Impfschutz.