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Ärztlicher Bereitschaftdienst in Hessen: Kein Hausbesuch am Sonntag
Frankfurter Rundschau
Der Mann lag im Sterben, doch der Ärztliche Bereitschaftsdienst wollte nicht kommen. Kein Einzelfall, sagt SPD-Landtagabgeordnete Daniela Sommer. Sie fordert Aufklärung.
Es sei „eine Katastrophe“ gewesen, sagt Petra H. Einen ganzen Sonntag lang bemühte sie sich, einen Arzt oder eine Ärztin zu finden, der oder die ihrem Mann zu Hause hilft. Vergebens. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst (ÄBD) lehnte einen Hausbesuch ab. Der Hausarzt war im Urlaub. Ihr bitteres Fazit: „Wenn an einem Wochenende jemand zu Hause im Sterben liegt, dann hat er Pech.“ Petra H. ist kein Einzelfall. Erst vor kurzem hatte die Frankfurter Rundschau über einen Frankfurter mit Rückenschmerzen berichtet, der fünf Stunden auf die lindernde Spritze warten musste. Zwei Stunden dauerte es alleine, bis endlich eine der Töchter bei der 116 117 durchkam. Den Kindern und Freundinnen von Astrid H. ging es ähnlich. Sie waren zur Hilfe geeilt, um beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst zu intervenieren. Einen Rettungswagen zu rufen, sei keine Option gewesen, sagt Astrid H. Ihr Mann, der am Montag danach starb, wollte seine letzten Stunden explizit nicht im Krankenhaus verbringen. „Ich wollte nur wissen, ob er wieder eine Lungenentzündung hat oder ob es zu Ende geht.“ Es muss ein großes Durcheinander geherrscht haben an dem Sonntag im Juni. Eine Ausnahmesituation, in der Angehörige wie Petra H. auf professionellen Rat und Hilfe angewiesen sind. Diese Auffassung vertritt Daniela Sommer, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion. Auch sie hat an jenem Sonntag versucht, Petra H. zu helfen. Der Ärztliche Bereitschaftsdienst habe die Aufgabe, akut kranken Menschen nachts, an Wochenenden und an Feiertagen zur Seite zu stehen, sagt Sommer. „In letzter Zeit ist aber immer wieder von Fällen berichtet worden, die zeigen, dass die Hilfe zu spät oder gar nicht ankommt.“ Den Beschwerden müsse dringend nachgegangen werden, sagt Sommer, die mehrere parlamentarische Anfragen an Sozialminister Kai Klose (Grüne) gestellt hat. „Und da, wo das System versagt, muss zwingend nachgebessert werden.“More Related News