Ärzte in der Pandemie: Bedroht und diffamiert
ZDF
Ärzte geraten in der Pandemie immer mehr unter Druck. Den einen wird unterstellt, gar keine Mediziner zu sein - andere brauchen Polizeischutz.
Sie äußern sich öffentlich zum Impfen oder zur Lage auf den Intensivstationen - und werden dafür bedroht, beleidigt und benötigen teils Polizeischutz. Ärzte geraten in der Pandemie immer mehr in den Fokus. Die Methoden der Maßnahmen-Kritiker werden dabei immer abstruser. Erst kürzlich wurden in Lokalzeitungen Stellenanzeigen von angeblich ungeimpften Pflegekräften geschaltet - viele davon sind jedoch Fake-Annoncen.
Nun wurde einem Arzt, der sich auf Twitter "Narkosedoc" nennt und zum Masketragen und Impfen aufruft, unterstellt, dass hinter ihm eine Agentur stehen würde, dass er also eine Art Impf-Strohmann sei. Das angebliche Ziel: Menschen Angst zu machen.
Der "Narkosedoc" hat sich gegenüber ZDFheute als praktizierender und leitender Arzt einer deutschen Intensivstation verifiziert. ZDFheute kennt seinen Namen, hat seinen Arztausweis und seine Krankenkassenkarte gesehen. Auf Twitter schreibt er unter einem Pseudonym, denn ohne Erlaubnis seines Arbeitgebers wären die kritischen Innenansichten aus dem Klinikbetrieb nicht ohne Weiteres möglich.
Auch gegen einen Herzchirurgen und einen Anästhesisten lief eine regelrechte Kampagne, die ihnen unterstellte, gar keine Ärzte zu sein. Auch mit "Lam3th", dem Herzchirurgen, und "Anästhet", dem Narkosearzt, hat ZDFheute gesprochen und ihre Identitäten und beruflichen Positionen verifiziert. Alle drei wollen nicht unter ihrem Klarnamen schreiben, denn sie fürchten radikale Pandemie-Kritiker.
Lesen Sie hier den Bericht des Herzchirurgen über seinen Klinik-Alltag in Corona-Zeiten - ZDFheute hatte bereits im Dezember mit ihm gesprochen:
Was steckt hinter dem Agentur-Vorwurf? Der "Narkosedoc" schreibt unter seinem Pseudonym auch Artikel für den Medizin-Blog "DocCheck" - etwa zu Patientenverfügungen oder zum Notarzteinsatz bei Covid-19-Patienten.
Der emeritierte Professor für Ökonomie der Uni Hannover, Stefan Homburg, behauptet nun mit Verweis auf ein angebliches Leak, dass eine Agentur hinter dem "Narkosedoc" stecke. "Finanziert mit Millionen und Abermillionen von Politik und Pharmaindustrie wird Ihnen eine Scheinwelt vorgegaukelt, fast wie in der 'Matrix'". Seine Universität hatte sich von Homburg wegen problematischer Corona-Aussagen bereits im Mai 2020 distanziert.