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Änderungen im Jugendfußball: Am Ball bleiben
Frankfurter Rundschau
Kleinere Teams und Spielfelder sollen den Jüngsten den Spaß an der Kickerei zurückbringen.
Immer wenn Ronny Zimmermann sich versichern will, wie es an der Basis im deutschen Fußball aussieht, schaut der für Kinder- und Jugendfußball zuständige Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei seinem Heimatverein VfB Wiesloch vorbei. Dort wo der 60-Jährige früher selbst spielte und auf Vorstandsebene mitarbeitete, haben sie auch mit den neuen Spielformen für die Jüngsten experimentiert, die traditionell geprägten Fußballfreunden wie eine Revolution vorkommen: Spielenachmittage und Festivals ersetzen die Punktspiele. Gespielt wird im Zwei-gegen-Zwei, Drei-gegen-Drei oder Vier-gegen-Vier auf Mini-Tore. Mit ständigen Wechseln. Zimmermann hat nach eigenem Bekunden nicht in die Gesichter der Trainer und Trainerinnen oder Eltern geschaut, sondern die Kinder beobachtet: „Die hatten Spaß. Und darum geht’s!“
Nach einem einstimmigen Beschluss beim DFB-Bundesjugendtag vom vergangenen Wochenende soll auf dem DFB-Bundestag am 11. März nun in Frankfurt der offizielle Beschluss für die Reform gefasst werden. Im Kern spielen von der G-, F- bis zur E-Jugend dann kleinere Teams auf kleineren Spielfeldern. Das soll mehr Ballkontakte und mehr Erfolgserlebnisse bringen. Der herkömmliche Wettbewerb mit Tabellen entfällt komplett. Deutschland will endlich jenen Status quo schaffen, der in der Schweiz, der Niederlande oder Dänemark schon längst üblich ist, um die Bolzplatzmentalität zu fördern. Betroffen sind bundesweit deutlich mehr als 500 000 registrierte Spielerinnen und Spieler.
Das Vorhaben verfolgt der DFB bereits seit mehreren Jahren, hat dazu eine zweijährige Pilotphase mit Beteiligung aller 21 Landesverbände durchlaufen – und macht nun ab der Saison 2024/2025 ernst. Kritik, die vor zwei Jahren noch pauschal dem DFB vorgehalten wurde, wonach dies den Fußball kaputtmache, würde heute bereits deutlich differenzierter kundgetan, heißt es. Der Verband wirbt massiv für diese „kindgerechte Art des Fußballs“. Zimmermann sagt: „Die Reform soll den gesamten Fußball und seine Vereine an der Basis stärken.“
Dass jedoch genau dort viel Überzeugungsarbeit zu leisten ist, negiert Florian Weißmann, Experte aus dem DFB-Jugendausschuss, gar nicht. Der Widerstand in den 21 Landesverbänden sei „teilweise brutal“ gewesen. Immer noch seien dicke Bretter zu bohren, etliche Fußball-Kreise würden sich weiter sperren, „die gilt es zu überzeugen.“ Und dann natürlich „jeder Verein, jeder Trainer – da steht noch ein anspruchsvoller Weg vor uns.“ Weißmann findet: „Der Deutsche hat Schwierigkeiten, sich gegenüber Veränderungen aufgeschlossen zu zeigen.“
Deshalb wird es die zweijährige Übergangsphase geben, doch auf Sicht gibt es für Zimmermann keine Alternative, um auch die schwächeren Nachwuchskicker mitzunehmen. „Unser Ziel ist es, ab der D-Jugend perspektivisch keine Spieler mehr zu verlieren.“