Wie der Handelsriese Metro versucht, sein Russlandgeschäft zu retten
DW
Die Fortführung seiner Geschäfte in Russland hat dem Handelskonzern Metro schon heftige Kritik eingebracht. Zugleich läuft es nicht wirklich gut auf dem russischen Markt - inklusive Cyberangriff.
Der deutsche Handelskonzern Metro AG hat in Russland ein prominentes Werbegesicht gewinnen können - die TV-Moderatorin Xenia Sobtschak. In einem Clip auf ihrem YouTube-Kanal legt sie den russischen Verbrauchern in recht humorvoller Weise nahe, dass der Zutritt zu den Metro-Märkten nun allen Käufern offensteht und man dafür künftig keine extra ausgestellte Kundenkarte mehr braucht.
Die neue Regelung gilt seit Mitte März. "Unser Ziel besteht darin, das Klischee von der Unzugänglichkeit der Metro-Märkte zu zerstören", erklärt in einer Pressemitteilung auf der Homepage von Metro Russland ihr neuer Chef Johannes Tholey. Diese Kursänderung verwundert, denn sie sieht wie eine Absage an das weltweite Geschäftsmodell des Unternehmens aus und zeugt von einer ernsten Krise der russischen Tochter. Diese wurde im Jahr 2000 gegründet und führt ihr Geschäft weiter - trotz des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und internationaler Kritik.
In der Düsseldorfer Zentrale wird die Krise des Tochterunternehmens auch nicht geleugnet. In der Pressemitteilung zum 1.Quartal des Geschäftsjahres 2022/2023 wurde im Februar von "steigenden Umsätzen in allen Segmenten außer Russland" berichtet: "Der russische Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Kaufzurückhaltung wirken sich negativ aus". Und eine Besserung ist vorerst nicht in Sicht. In der Prognose der Konzernleitung für das ganze Jahr heißt es, dass "der Umsatz in Russland im Vergleich zum Vorjahr zurückgehen wird" und dass der Ebitda-Gewinn (Ergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen) dort "stark zurückgehen wird".
Metro hat also ein eindeutiges Problem mit seinen russischen Kunden. Dabei bedient der Konzern in all den 22 Ländern, in denen er Märkte unterhält, eine ganz spezielle Kundengruppe. Er positioniert sich als "internationaler Spezialist im Lebensmittelgroßhandel", sein Geschäftsmodell ist also nicht auf den Normalverbraucher ausgerichtet, sondern auf professionelle Einkäufer, in erster Linie aus dem Bereich Hotels, Restaurants, Catering (HoReCa ) sowie kleine Lebensmittelhändler und Kioske.
Dieses B2B-Geschäftsmodell des 1963 gegründeten Konzerns kann somit nur dort funktionieren, wo es, einerseits, einen gut entwickelten Dienstleistungssektor mit einer Vielzahl von mittleren und vor allem kleinen Unternehmen gibt, wo aber, andererseits, auch eine kaufkräftige Mittelschicht existiert, die diese Dienstleistungen regelmäßig in Anspruch nimmt.