Warum Tech-Aktien so abstürzen
Süddeutsche Zeitung
An der Börse geht es drunter und drüber: Die Aktie von Facebook verliert 26 Prozent, die von Amazon gewinnt 13 Prozent. Selten war die Stimmung so nervös. Was ist da los?
Es war der größte Verlust, den es in der Geschichte der Börse bei einem einzelnen Unternehmen je gab: Um 27 Prozent brach die Aktie von Facebook-Eigner Meta am Donnerstag ein, der Börsenwert sank dadurch um 240 Milliarden Dollar (209 Milliarden Euro). Allein Facebook-Gründer Marc Zuckerberg verlor 29 Milliarden Dollar. Auf der anderen Seite katapultierten gute Zahlen des Onlinehändlers Amazon dessen Kurs um 13 Prozent und den Börsenwert um 184 Milliarden Dollar nach oben. Diese extremen Kursausschläge zeigen, wie nervös die Stimmung an der Börse derzeit ist. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Warum ist Metas Aktienkurs so stark eingebrochen?
Es gibt drei Gründe. Der erste und offensichtlichste: Die aktuellen Zahlen haben die Anleger enttäuscht, auch der Ausblick ist ernüchternd. Der Konzern hat weniger verdient als erwartet, und Menschen kehren der größten Plattform den Rücken. Facebook, die blaue App, schrumpft zum ersten Mal in der Unternehmensgeschichte. Der Verlust fällt mit einer Million Nutzer - das entspricht 0,05 Prozent - zwar minimal aus, doch er hat Symbolwert: Facebook hat seinen Zenit überschritten, der Markt ist gesättigt. Zuckerbergs Traum, die ganze Welt zu vernetzen, wird sich wohl nicht erfüllen.
Jäher Absturz: Der Kurs der Meta-Aktie.
Zum Zweiten beunruhigt der Aufstieg von Tiktok, das der Meta-Plattform Instagram bei jüngeren Menschen den Rang abgelaufen hat. Werbekunden investieren einen immer größeren Teil ihres Budgets in Tiktok, für Meta ist das eine bedrohliche Entwicklung. Und drittens hat das vergangene Jahr gezeigt, wie abhängig der Konzern von Apple und Google ist, weil er kein eigenes mobiles Betriebssystem besitzt. Seit Apples iOS Version 14.5 müssen Entwickler um Erlaubnis fragen, bevor sie Nutzerinnen und Nutzer quer über Apps und Webseiten hinweg verfolgen. Wenig überraschend lehnen die meisten Menschen dankend ab, und das kostet Meta Milliarden. Je weniger Daten gesammelt werden, desto ungenauer wird die Werbung und desto weniger Geld geben Unternehmen dafür aus. Metas Finanzchef Dave Wehner schätzt den Einnahmerückgang auf zehn Milliarden Dollar und rechnet damit, dass Apples Tracking-Schutz das Werbegeschäft auch 2022 belasten wird.