Warum Peter Thiel Meta verlässt
Süddeutsche Zeitung
Auf seiner Suche nach totaler Dominanz schließt Investor Peter Thiel das Kapitel Facebook ab. Mit seinem Geld und seinem Netzwerk will er die Republikaner zurück an die Macht bringen.
Meta ist eines der zehn wertvollsten Unternehmen der Welt und war Peter Thiel schon immer eine Nummer zu klein. Bereits 2012 klang es, als habe der Investor sich innerlich von dem Konzern verabschiedet, in dessen Verwaltungsrat er sitzt. "Meiner Generation wurden Kolonien auf dem Mond versprochen", sagte er vor Angestellten des Konzerns, nachdem Firmenchef Mark Zuckerberg ihn angekündigt hatte. "Stattdessen haben wir nun Facebook." Es sollte eigentlich eine motivierende Rede sein.
Nun wird Zuckerbergs stets provozierender Aufseher den Rat des Social-Media-Konzerns verlassen. Der 54-Jährige werde nach dem nächsten Aktionärstreffen in diesem Jahr abtreten, sagte Zuckerberg. "Peter ist wirklich ein origineller Denker", sagte der Meta-Chef zudem. Er bedankte sich auch für fast zwei Jahrzehnte der Unterstützung.
Thiel war Zuckerbergs Mentor und erster ernst zu nehmender Geldgeber. 2004 hatte er für 500 000 Dollar zehn Prozent an dem Start-up Facebook gekauft. Neben der Gründung von Paypal und dessen Verkauf an Ebay machte ihn das ihn zu einem Helden unter Unternehmern.
In Kamingesprächen und Konferenzreden lässt sich Thiel von jungen Start-up-Gründern anhimmeln. Doch er hält sich auch für einen Intellektuellen mit politischer Vision: Kapitalismus ohne Staat, Unternehmer als Fürsten. Gegen sich selbst als Philosophenkönig obendrüber, der rechte Denker wie Carl Schmitt zitiert, hätte er sicherlich auch nichts. So ein Umsturz hat auch noch etwas Zeit, schließlich hat Thiel in Versuche investiert, das eigene Leben zu verlängern, inklusive Bluttransfusionen von jungen Menschen an alte. Dass das Assoziationen zum Vampirismus weckt, kann dem Mann nur recht sein, der "lieber für böse als für inkompetent gehalten" werden will.
Seine nicht näher benannten "schmutzigen Trick", vor denen Napster-Gründer Sean Parker einst Mark Zuckerberg warnte, stellt Thiel nun in den Dienst der konservativen Revolution. Bloomberg und der New York Times zufolge will er republikanische Kandidaten bei den Zwischenwahlen im Herbst unterstützen. Oder, wie seine Gegner es sehen: Er wolle sich wohl "Vollzeit auf Techno-Faschismus fokussieren", wie der Journalist Jacob Silverman twitterte.