Vier Mitarbeiter von Premierminister Johnson treten zurück
Süddeutsche Zeitung
Binnen weniger Stunden haben sich vier enge, hochrangige Mitarbeiter von Boris Johnson aus der Downing Street verabschiedet. Die "Partygate"-Affäre nimmt damit erneut an Fahrt auf.
Um den britischen Premier Boris Johnson wird es zunehmend einsamer. Binnen weniger Stunden sind am Donnerstag vier Führungskräfte aus seinem Team zurückgetreten: Stabschef Dan Rosenfield, Privatsekretär Martin Reynolds, Kommunikationschef Jack Doyle und Chef-Politikberaterin Munir Mirza. Mirza, die 14 Jahre lang für Johnson gearbeitet hat, hielt ihm vor, sich nicht für umstrittene Äußerungen über den Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, entschuldigt zu haben. Die Beweggründe der Männer wurden zunächst nicht bekannt.
Aus konservativen Kreisen verlautete, drei Mitglieder des Johnsons-Teams stünden in direkter Verbindung mit den weithin kritisierten Lockdown-Partys. Ihr Rückzug deute auf den Versuch eines Neustarts hin. Als erste hatte Chefberaterin Mirza am Donnerstag Johnson den Rücken gekehrt.
Premier Boris Johnson möchte wohl im Amt bleiben, egal, wie die Vorwürfe gegen ihn lauten. Jetzt müssen seine Parteifreunde im Unterhaus entscheiden. Von Alexander Mühlauer
Der Regierungschef hatte Starmer am Montag in einer hitzigen Parlamentsdebatte vorgeworfen, es in seiner Zeit als Chef der Staatsanwaltschaft versäumt zu haben, den bekannten, inzwischen verstorbenen Rundfunk-Moderator Jimmy Savile wegen sexuellen Missbrauchs in Hunderten Fällen anzuklagen. Starmer war in seiner Funktion aber nicht dafür zuständig, auch wenn diese Behauptung in den sozialen Medien kursiert. Johnsons Wiederholung entsprechender falscher Darstellungen rief Kritik auch in den eigenen Reihen hervor.
Mirza sagte laut dem Magazin The Spectator, die Anschuldigung sei unfair und entbehre jeder Grundlage. Sie hoffe, Johnson könne sich doch noch zu einer Entschuldigung durchringen. Johnson hatte erklärt, er habe Starmer nicht persönlich angehen wollen. Eine Entschuldigung lieferte er aber nicht.