Türkei und Saudi-Arabien wollen Zusammenarbeit verstärken
DW
Der türkische Präsident Erdogan ist erstmals seit dem Mord am Journalisten Kashoggi nach Saudi-Arabien gereist. Gesprochen wurde allerdings über andere Themen. Statt Zwist herrschte demonstrative Eintracht.
Bei seinem Besuch in Saudi-Arabien ist der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan zunächst mit Kronprinz Mohammed bin Salman (Artikelbild) zusammengetroffen. Nach saudischen Angaben wurde dabei über Möglichkeiten gesprochen, die Beziehungen "in allen Bereichen auszubauen".
Von türkischen Staatsmedien veröffentlichte Bilder zeigten auch ein separates Treffen mit König Salman, dem Vater des Kronprinzen. Unabhängige Medien sind bei Erdogans Reise gesperrt.
Vor dem Flug nach Dschidda, der zweitgrößten Stadt Saudi-Arabiens, hatte Erdogan gesagt, er hoffe auf "eine neue Ära" in den bilateralen Beziehungen. Seiner Ansicht nach sei "eine verstärkte Zusammenarbeit in Bereichen wie Verteidigung und Finanzen in beiderseitigem Interesse". Der türkische Staatspräsident bezeichnete die beiden Länder als "zwei brüderliche Staaten".
Die Türkei, die sich in einer Wirtschaftskrise befindet, bemüht sich seit einigen Monaten um eine Annäherung an Saudi-Arabien. Erst vor drei Wochen hatte die türkische Justiz ihre Ermittlungen im Fall Jamal Khashoggi eingestellt und sie zur Empörung vieler an Saudi-Arabien abgegeben.
Der Journalist und Regierungskritiker war im Oktober 2018 im saudischen Konsulat in Istanbul getötet worden. Nach offiziellen Angaben aus der Türkei und den USA wartete in der Vertretung ein 15-köpfiges Kommando aus Saudi-Arabien, ermordete ihn, zerstückelte seine Leiche und ließ die Überreste verschwinden. US-Geheimdienste sehen den Kronprinzen als Drahtzieher. Das Königshaus weist das zurück.