Streit ums Wasser: Kriegsgrund oder Chance für den Frieden?
DW
Staudammprojekte sollen Betreiberländern Strom und Wasser liefern. Oft zum Ärger der Nachbarstaaten. Dabei könnte das Teilen knapper Wasserressourcen Kooperation statt Konflikte fördern - auch in Zeiten des Klimawandels.
Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine meldete Russland, seine Armee habe einen Staudamm am Nord-Krim-Kanal bombardiert. Diesen Damm hatte die Ukraine nach der russischen Annexion der Krim 2014 errichtet und der Halbinsel auf diese Weise regelrecht den Hahn abgedreht: Die lebenswichtige Wasserversorgung des besetzten Gebietes war damit blockiert, massiver Wassermangel die Folge.
Zwar wird der Krieg in der Ukraine nicht um die Wasserversorgung der Krim geführt. Doch der Damm sei ein Beispiel, wie die Macht über das Wasser als politisches Druckmittel eingesetzt werde, sagt Ashok Swain, Professor für Friedens- und Konfliktforschung an der schwedischen Universität Uppsala und ehemaliger UNESCO-Lehrstuhlinhaber für internationale Wasserkooperation.
Dass Wasser seit Jahrtausenden Auslöser von Konflikten ist und teils sogar als Waffe eingesetzt wird, zeigt eine Untersuchung des gemeinnützigen Pacific Institute aus den USA, das seit mehr als 30 Jahren zur globalen Süßwasserversorgung forscht.
Gemeinsame Wasserressourcen können aber auch eine Chance für Zusammenarbeit sein. Selbst auf der Krim, so Ashok, hätte die internationale Gemeinschaft, wenn sie Russland und die Ukraine in die Lösung der humanitären Wasserfrage einbezogen hätte, beiden Staaten "ein Forum bieten können, um zu verhandeln und Lösungen zu suchen - für das Wasserproblem aber auch für andere Probleme".
Etwa 40 Prozent der Weltbevölkerung lebt an Flüssen, die internationale Grenzen überschreiten. Darunter sind auch Gebiete, die wegen des Klimawandels unter zunehmenden Dürreperioden leiden. Die Frage nach der gerechten Aufteilung der lebenswichtigen Wasserressourcen führt weltweit zu großen Spannungen.