Strafen reichen nicht
Frankfurter Rundschau
Der Westen sollte Erdogans Drohung nicht nur mitSanktionen beantworten. Nötig ist eine langfristige Strategie.
Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan will Diplomaten seiner Verbündeten aus EU und Nato ausweisen und provoziert damit einen Bruch mit dem Westen. Genau deshalb sollten weder die EU-Staaten noch die USA Erdogans Provokation ausschließlich mit Sanktionen beantworten oder gar die belasteten Beziehungen mit Ankara ganz abbrechen.
Denn so drastisch Erdogan vorgeht, so bekannt ist seine Strategie. Je mehr er innenpolitisch unter Druck steht, desto stärker provoziert er den Westen. Erdogan will mit dem Streit von der wirtschaftlichen Talfahrt seines Landes genauso ablenken wie von seinen eigenen Schwächen und den schlechten Umfragewerten für seine islamisch-konservative Regierungspartei AKP. Kurz gesagt: Der vom Reformer zum Autokraten gewandelte Erdogan kämpft um sein politisches Überleben.
Das heißt nicht, dass der Westen nach diesem Eklat ausschließlich auf ihn zugehen sollte. Natürlich muss dieser Schritt scharf gerügt werden. Doch Sanktionen alleine werden das Problem nicht lösen. Sie würden aber den Konflikt eskalieren. Damit kennt sich Erdogan nicht nur besser aus als der Westen, es ist auch in seinem Sinne.