Sein Lächeln ruhte in der Erkenntnis der Vergänglichkeit
Die Welt
Jean-Luis Trintignant konnte auf der Leinwand Ekel und Verführer zugleich sein, nicht einmal die Sinnlichkeit der Bardot setzte ihn schachmatt. In seinen späten Rollen blickte er dem Tod ins Auge – und fühlte sich wohl dabei. Jetzt ist der Franzose mit 91 Jahren gestorben.
Sein Blick war aufmerksam und beharrlich. Er ergründete sein Gegenüber. Nicht immer war eindeutig, ob Liebe oder Skepsis in ihm lag. Wenn Jean-Luis Trintignant auf der Leinwand die Augen senkte, unterstrich er den Zweifel, ob er ein Anrecht darauf hatte, eine Frau voller Begehren anzuschauen. Seine Schüchternheit schien es ihm zu verwehren. Das war schon 1956 in seinem ersten großen Film der Fall, in „…und immer lockt das Weib“, wo er sich eigentlich schlechte Chancen ausrechnen muss, Brigitte Bardot aus den Armen der selbstgewissen Mannsbilder Curd Jürgens und Christian Marquand zu befreien.
Er war schmächtig, sein Kopf schien zu groß für die schmalen Schultern, auf denen er ruhte. Die Augen waren sein zuverlässigstes Instrument, um zu verführen. Einer wie er schien dazu verdammt, im Leben nur Zuschauer, im schlimmsten (und nicht unwahrscheinlichsten) Fall ein Voyeur zu sein. Gern wurde er als zaudernder Rivale an der Seite tatkräftiger, extrovertierter Partner besetzt; am schönsten neben Vittorio Gassman in „Verliebt in scharfe Kurven“. Der Mann, der sich auf der Leinwand der eigenen Männlichkeit nie ganz gewiss sein konnte, machte in den 60er-Jahren Schlagzeilen mit playboyhaften Allüren, der Liebe zum Pokern und Rennfahren. Letztere brachte ihm die Hauptrolle in „Ein Mann und eine Frau“ ein, durch die er 1966 endgültig zum Star wurde.