Sehnsucht nach „frigiden“ Zeiten: Wolfgang Joop empört mit frauenverachtenden Aussagen
Frankfurter Rundschau
In einem Spiegel-Interview lästert Wolfgang Joop über Politiker:innen und schwelgt in Erinnerungen an die Zeiten Karl Lagerfelds - in ihrer ganzen Grausamkeit.
Potsdam - „Wunderbar frivol und frigide“ sei sie gewesen, diese Welt, die Wolfgang Joop beim Tod Karl Lagerfelds in Tränen ausbrechen ließ. Eine Welt, in der Gratis-Nerzmäntel noch mancherorts für gute Presse sorgen konnten, als noch „Unverschämtheit“, „Frechheit“, „Ignoranz“ in der Modewelt den Ton angaben und die Agenturen „die Schlüssel zu den Zimmern der Models, die nicht so viel Geld brachten, an reiche Männer“ gaben. „Mode als böser Spaß“ sei das gewesen, und dem scheint Joop noch heute hinterherzutrauern.
Diesen Eindruck vermittelt jedenfalls ein am Freitag (12.11.2021) veröffentlichtes Spiegel-Interview mit Senior-Modeschöpfer Joop im Vorfeld zu dessen 77. Geburtstag. Da wird nicht nur über die „wunderbaren“ Lagerfeld-Zeiten fabuliert, sondern auch über das Äußere heutiger Politiker:innen und die Entwicklungen der modernen Modewelt („Es gibt einen sehr starken Trend danach, gleich aussehen zu wollen“).
Auf Twitter und in den Medien hat das Modeschöpfer-Interview bereits für reichlich Empörung gesorgt. Die Autorin Heike Specht („Ihre Seite der Geschichte“) etwa kommentiert die Aussagen Joops: „Das Interview mit #Joop ist ein gruseliges, aber aufschlussreiches Dokument. Es zeigt, wie selbstverständlich privilegierte weisse Männer die Welt und alles in ihr als ihr Eigen betrachteten. Und es zeigt, warum diese Typen heute nicht mehr mitkommen.“ Auch Journalist und Bildblog-Macher Lorenz Meyer äußerte sich mit klaren Worten gegenüber dem einstigen Modestar.