Schwester Julia, die Eremitin von Florenz
n-tv
Julia Bolton Holloway studiert in Berkeley, lehrt in Princeton, schreibt Bücher, heiratet und bekommt Kinder. Dann lässt sie ihr altes Leben hinter sich. Inzwischen lebt die 84-Jährige gemeinsam mit rumänischen Roma-Familien auf einem Friedhof in Florenz.
Unter dem Begriff Eremit stellt man sich normalerweise jemanden vor, der mutterseelenallein an einem abgeschiedenen, oft schwer erreichbaren Ort lebt. Auch Schwester Julia ist eine Eremitin. Aber sie lebt mitten in Florenz. Und zwar auf einer der Sehenswürdigkeiten der toskanischen Stadt: dem "Cimitero degli Inglesi". Auf dem von der schweizerischen Evangelisch-Reformierten Kirche im 19. Jahrhundert in Auftrag gegebenen "Friedhof der Engländer" befinden sich vornehmlich Grabstätten von Ausländern, die von Florenz so ergriffen waren, dass sie die Stadt zu ihrer Lebens- und Ruhestätte erkoren. Zu den bekanntesten hier begrabenen Persönlichkeiten zählen die Dichterin Elizabeth Barrett Browning sowie die ebenfalls aus England stammenden Schriftsteller Frances Trollope und Walter Savage Landor. Aber es gibt auch Gräber von Amerikanern, Russen und Deutschen.
Der Friedhof liegt 15 Minuten zu Fuß vom Dom entfernt, auf einer begrünten Verkehrsinsel inmitten des städtischen Verkehrs. Schwester Julia hat ihre Kammer in einem der zwei Eingangsgebäude, in dem auch ein paar Roma-Familien untergekommen sind. Als die schweizerische Evangelisch-Reformierte Kirche das Grundstück 1827 erwarb, befand es sich noch außerhalb des Stadttors Porta Pinti.
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