Saudi Tour: Mit Radsport das angekratzte Image aufpolieren
DW
Wie seine Nachbarländer investiert auch Saudi-Arabien massiv in den Sport. Aktuell richtet das Land gemeinsam mit dem Tour-de-France-Veranstalter ASO ein Profi-Radrennen aus. Dahinter steckt politisches Kalkül.
Im "Winter Park" von Al Ula setzt hektisches Gerenne ein. Schwarz verhüllte Frauen sausen, die Schleier gebläht im Wind, zur Rennstrecke der Saudi Tour. Nicht die dürren Körper der Radprofis, die Tour de France-Ausrichter ASO zu dieser Rundfahrt ins Land lotste, sind allerdings ihr Ziel. Auf dem Profi-Parcours findet vielmehr ein Kinderrennen statt. Mit blitzenden Augen, die durch die schmale Textilaussparung hervorschauen, beobachten die Mütter das sportlichen Tun der eigenen Sprösslinge. Das Kinderrennen ist ein Begleitevent der Saudi Tour. Mohammed Hussein, Mitarbeiter des Fahrradherstellers Trek, hat es organisiert.
"24 Kinder im Alter von 9 bis 13 Jahren nehmen daran teil. Es sind Mädchen wie Jungen. Sie kommen aus Schulen aus Al Ula", sagt Hussein der DW. Alle zwei Tage organisiert er in ganz Saudi-Arabien Kinderrennen. An diesem Tag allerdings scheint manch etwas pummeliger Junge zum ersten Mal überhaupt auf einem Rad zu sitzen. Zusammenstöße durch Fahrfehler werden durch herbeieilende Eltern und Betreuer im letzten Moment verhindert. Einige Mädchen im Nachwuchspeloton bewegen sich ganz ungezwungen bewegten - ohne Schleier, ohne Kopftuch, nur mit Fahrradhelm.
Mit Radsport wollen die heimischen Co-Veranstalter der Saudi Tour, das Sportministerium aus Riad und die "Royal Commission of Al Ula", unter anderem den Tourismus in der Region rund um die antike Gräberstadt Hegra ankurbeln. Das fünftägige Rennen, das am vergangenen Dienstag begann und am Samstag zu Ende geht, ist Teil der "Vision 2030": Der mächtige Kronprinz Mohammed bin Salman hat sich auf die Fahne geschrieben, Land und Gesellschaft modernisieren und die Wirtschaft unabhängiger vom Öl machen zu wollen.
"Saudi-Arabien zielt mit der 'Vision 2030' darauf ab, große internationale Events zu veranstalten. Wir wollen zeigen, dass wir dazu gewillt und auch fähig sind", sagt Hussam Al Khalifa vom Sportministerium. "Vor kurzem ging die Rallye Paris-Dakar bei uns zu Ende. Es gab gerade in Riad die Formula E. In einem Monat kommt wieder die Formel 1. Alle diese Events werden für die nächsten zehn Jahre in Saudi-Arabien stattfinden."
Das ist nur ein Teil der saudischen Investitionen in den Weltsport. Auf mehr als 1,5 Milliarden Dollar schätzt die unabhängige Organisation Grant Liberty die Summe, die von den Machthabern in Riad in den Sport gepumpt wird. Dazu gehören neben den genannten Motorsport-Veranstaltungen auch Tennis-, Golf-, Box- und Schachevents, der spanische und der italienische Supercup im Fußball sowie jüngst die Übernahme des Premiere-League-Klubs Newcastle United. Das Engagement im Radsport war in der Liste von Grant Liberty noch gar nicht enthalten.