Ruth Maria Kubitschek: Ihre Lebensdisziplin
Frankfurter Rundschau
Zum 90. Geburtstag von Ruth Maria Kubitschek.
Wenn es eine Art Lebensdisziplin gäbe, in der anmutiges Älterwerden prämiert wird, wäre Ruth Maria Kubitschek darin unangefochtene Meisterin. Der Anleitungen ihres gleichnamigen Buches aus dem Jahr 2013 hätte es gar nicht bedurft. Ein paar flüchtige Blicke auf ihr schauspielerisches Spätwerk hätten genügt, um darin ihre damenhafte Grandezza zu erkennen, die auch in kleinen Serienrollen noch Witz, Klugheit und geistige Unabhängigkeit sichtbar machten. Die Anerkennung ihrer enormen Fernsehpräsenz, die sie dann 2014 im Alter von 83 Jahren für beendet erklärte, unterschlägt jedoch allzu fahrlässig einen imposanten Start in die Schauspielerei, der sie zu Beginn der 50er Jahre zunächst an zahlreiche Bühnen der DDR führte, nach Halle, Schwerin und das Berliner Theater der Freundschaft, das heutige Theater an der Parkaue. Ihre erste Rolle vor der Kamera übernahm sie 1953 in dem Defa-Film „Jacke wie Hose“ unter der Regie von Eduard Kubat, ein Emanzipationsstück aus der Arbeitswelt der DDR, in dem die Frauen eines Stahlbetriebes sich ihre Anerkennung sowie ihre Berechtigung, die gleichen Arbeiten zu verrichten wie die Männer, erst erkämpfen müssen. Drei Jahre später ist Kubitschek auch in dem DDR-Historien-Drama „Thomas Müntzer – ein Film deutscher Geschichte“ zu sehen, dem von westlicher Seite Geschichtsklitterung im ideologischen Auftrag vorgeworfen wurde.More Related News