Russlands Wirtschaft könnte um zehn Prozent schrumpfen
DW
Eine erste Prognose seit Kriegsbeginn sagt bei einer baldigen Waffenruhe einen Einbruch der russischen Wirtschaft um zehn Prozent voraus. Die Ukraine könnte um 20 Prozent schrumpfen.
Die vor fünf Wochen begonnene russische Invasion im Nachbarland habe "den "größten Versorgungsschock seit 50 Jahren" ausgelöst, erklärt die Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE). Vor allem Russland und die Ukraine bekommen die Folgen zu spüren. So sagt die Bank in einer Prognose einen Rückgang des ukrainischen Bruttoinlandsprodukts um 20 Prozent voraus. Die Wirtschaft Russlands wird laut den Experten um zehn Prozent schrumpfen.
Vor dem russischen Angriff auf die Ukraine hatte die Bank noch vorhergesagt, dass Russlands Wirtschaft in diesem Jahr um 3,0 Prozent wachsen würde. Für die Ukraine hatte die EBWE ein Wachstum von 3,5 Prozent erwartet.
Die durch den Krieg gestiegenen Kosten für Lebensmittel wie Öl, Gas und Metalle werden auch tiefgreifende Auswirkungen auf Volkswirtschaften haben werden, insbesondere auf die der Länder mit niedrigem Einkommen. Russland und dieUkraine liefern einen unverhältnismäßig hohen Anteil an Rohstoffen, darunter Weizen, Mais, Düngemittel, Titan und Nickel.
"Der Inflationsdruck war bereits außergewöhnlich hoch, und es scheint sicher, dass er sich jetzt noch weiter verschärfen wird, was viele der Länder mit niedrigem Einkommen, in denen wir arbeiten, unverhältnismäßig stark treffen wird", so Beata Javorcik, Chefvolkswirtin der EBRD.
Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW). Aus Modellrechnungen der Forscher und Regierungsberater geht hervor, dass sich die Versorgung mit Getreide für viele Staaten dauerhaft verschlechtern und verteuern wird. Sollten russische Getreideexporte etwa wegen eines Exportstopps deutlich fallen, stünden einige der ärmsten Länder wohl vor einer schweren Hungerkrise. "Der Krieg in der Ukraine ist eine reale Bedrohung für die Ernährungssicherheit von Millionen Menschen in Afrika", erklärte Tobias Heidland vom IfW. Am stärksten wären die Effekte in den beiden nordafrikanischen Ländern Ägypten und Tunesien, weil dort die Abhängigkeit von Getreideimporten aus der Ukraine und aus Russland am höchsten ist.