Russische Soldaten klagen: "Sie machen uns fertig"
n-tv
Während der ukrainischen Gegenoffensive toben heftige Gefechte - mit hohen Verlusten. Der Geheimdienst SBU veröffentlicht nun abgehörte Gespräche von russischen Soldaten. Die üben heftige Kritik an ihren Vorgesetzten. Fraglich ist indes, wie repräsentativ die Aussagen sind.
Die Gegenoffensive der ukrainischen Streitkräfte befand sich in der zweiten Woche, als der russische Soldat Andrej seine Frau anrief und ihr von heftigen Verlusten seiner Einheit berichtete. Sie seien derart schlecht ausgerüstet, erzählt er, dass er sich an die sowjetischen Truppen im Zweiten Weltkrieg erinnert fühlte. "Sie machen uns fertig", sagt Andrej mit Blick auf die Führung des russischen Militärs in dem Gespräch am 12. Juli. "Keine Munition, nichts, sollen wir unsere Finger als Bajonette einsetzen?"
Das Telefonat ist ein Auszug aus 17 Gesprächen russischer Soldaten von der Front im Osten und Süden der Ukraine, die vom ukrainischen Geheimdienst SBU in den ersten beiden Juli-Wochen abgehört wurden. Die mit Kraftausdrücken beladenen Gespräche wurden der Nachrichtenagentur Reuters von Geheimdienst-Kreisen zur Verfügung gestellt. Sie geben einen teilweisen Einblick in die Bedingungen, die russische Soldaten in der Ukraine mitunter vorfinden. Neben fehlender Munition beklagen sie auch mangelnde Ausbildung und Gerät sowie eine schlechte Moral in der Truppe.
Die Nachrichtenagentur Reuters konnte nicht überprüfen, wie repräsentativ die Aussagen sind und ob sie eine objektive Beschreibung der russischen Streitkräfte in der Ukraine darstellen. Die Geheimdienstkreise wollten nicht sagen, wie die zur Verfügung gestellten Aufnahmen ausgewählt wurden. Vom SBU offengelegt wurden die Namen, Telefonnummern und in den meisten Fällen die Einheiten von 15 Soldaten, die in den Aufnahmen zu hören sind. Reuters konnte verifizieren, dass die Nummern mit den Namen der Soldaten oder Angehörigen übereinstimmen. Anrufe der Nummern blieben allerdings entweder unbeantwortet oder wurden abgelehnt.