Russische Armee will volle Kontrolle über Donbass und Südukraine
ProSieben
Bei einer Versammlung der russischen Rüstungsindustrie lässt ein Befehlshaber aufhorchen mit den Kriegszielen in der Ukraine. Der Kreml schweigt. Aber wie stehen die Chancen für Russland, das Land komplett vom Schwarzen Meer abzutrennen?
Die russische Armee will in der zweiten Phase ihres Krieges in der Ukraine nach eigenen Angaben den kompletten Donbass im Osten sowie den Süden des Landes einnehmen. Es gehe bei der in dieser Woche begonnenen Etappe der "militärischen Spezialoperation" darum, einen Landweg zur Schwarzmeer-Halbinsel Krim zu sichern. Das sagte der amtierende Befehlshaber des zentralen Wehrbezirks, Rustam Minnekajew, am Freitag der Agentur Interfax zufolge. Bisher hatte sich niemand aus der Militärführung so konkret zu den Zielen des Krieges geäußert.
Kremlsprecher Dmitri Peskow wollte die Frage, ob die "Operation" nun ausgeweitet werde, nicht kommentieren. Er verwies an das Verteidigungsministerium, das zuvor erklärt hatte, sich auf den Osten der Ukraine zu konzentrieren. Dort sollen die Gebiete Luhansk und Donezk komplett der ukrainischen Kontrolle entrissen werden.
"Die Kontrolle über den Süden der Ukraine, da ist noch ein Zugang zu Transnistrien", sagte Minnekajew. In der von der Republik Moldau abtrünnigen Region Transnistrien sind russische Truppen stationiert. Die Ukraine könnte so im Süden den Zugang zum Schwarzen Meer und damit zu den Weltmeeren insgesamt verlieren. Minnekajew deutete an, dass auch in Transnistrien die Interessen der russischsprachigen Bevölkerung verteidigt werden sollen.
Russland begründet mit dieser Argumentation seinen Angriffskrieg in der Ukraine, der offiziell nur als "Spezialoperation" bezeichnet wird. Die Ukraine hingegen spricht von "Völkermord".
Generalmajor Minnekajew räumte nach Berichten über Chaos in der russischen Truppe ein, dass es in der ersten Phase Verluste gegeben habe. Die Soldaten seien in Hinterhalte ukrainischer Streitkräfte geraten. "Aber die russischen Streitkräfte haben sich schnell angepasst und ihre Taktik geändert", sagte er bei einer Versammlung des Verbandes der Unternehmen der Rüstungsindustrie.