Papst Franziskus prangert Untätigkeit in Flüchtlingspolitik an
DW
Papst Franziskus war vor fünf Jahren schon einmal auf Lesbos. Damals hatte er das Lager Moria besucht. Auch dieses Mal mahnte er, dass Migration und Fluchtursachen besser bekämpft werden müssten.
Bei seinem Besuch eines Migrantenlagers auf der griechischen Insel Lesbos hat Papst Franziskus einen weltweit fatalen Umgang mit Migration beklagt. Das Mittelmeer etwa, die "Wiege zahlreicher Zivilisationen", werde zum "kalten Friedhof ohne Grabsteine" und einem "Spiegel des Todes", sagte das Kirchenoberhaupt. "Ich bitte euch, lasst uns diesen Schiffbruch der Zivilisation stoppen", forderte der 84-Jährige sichtlich bewegt.
Für einen Neuanfang sei es wichtig, in die Gesichter der Kinder zu sehen, so der Papst, der sich viel Zeit genommen hatte, die vielen Heranwachsenden im Lager zu begrüßen. "Lasst uns den Mut finden, uns vor ihnen, die unschuldig sind und die Zukunft bedeuten, zu schämen", so der Papst in Anwesenheit der griechischen Präsidentin Katerina Sakellaropoulou. Mauern und Stacheldrähte seien keine Lösung. Zugleich forderte Franziskus einen umfassenderen Ansatz zur Bekämpfung von Fluchtursachen.
Bereits 2016 hatte sich der Papst mit Flüchtlingen auf der Ägäis-Insel getroffen. Damals nahm er drei muslimische Familien aus Syrien aus dem Lager Moria mit in den Vatikan. Das Camp wurde dann bei einem Brand im September 2020 zerstört, daraufhin wurde das provisorische Lager Mavrovouni errichtet.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte schon auf der ersten Station seiner Reise in Zypern die Auswüchse der Migrationspolitik kritisiert und ein Umdenken gefordert.
Nach seinem Besuch auf Lesbos flog Franziskus zurück nach Athen. Dort wird er in der Megaron-Konzerthalle die Abschlussmesse seiner Reise feiern. Am Abend steht ein weiteres Treffen mit dem orthodoxen Erzbischof von Athen und Griechenland, Hieronymos II., auf dem Programm. Am Montag begibt sich der Papst wieder nach Rom.