Neuer PEN in Berlin
DW
Nach dem Eklat um die PEN-Tagung im Mai und dem Rücktritt des Präsidenten Deniz Yücel wollen mehr als 200 deutsche Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Berlin einen neuen PEN gründen.
Die Mitgliederversammlung des deutschen PEN-Zentrums in Gotha im Mai 2022 endete mit einem großen Knall: Nach einem Streit um Beleidigungen, Mobbingvorwürfe und den Umgangston innerhalb der Führungsriege schmiss Deniz Yücel das Amt des Präsidenten hin. Zuvor hatte er das PEN-Zentrum als "Bratwurstbude" bezeichnet, die zur Mehrheit aus "selbstbezogenen kleinen Wichtigtuern" bestehe. Seit Yücels Weggang führt der österreichische Schriftsteller Josef Haslinger den Verband als Interimspräsident.
Nun wollen mehr als 200 in Deutschland lebende Autorinnen und Autoren am kommenden Freitag in Berlin einen neuen Schriftstellerverband PEN gründen. Damit bekommt das PEN-Zentrum Deutschland, das nach eigenen Angaben bislang etwa 770 Mitglieder zählt, starke Konkurrenz.
In der in Berlin verbreiteten Ankündigung des neuen Clubs heißt es: "Wir wollen einen neuen, zeitgemäßen und diversen PEN, in dem sich auf Deutsch schreibende oder in Deutschland lebende Schriftsteller:innen und Übersetzer:innen aller literarischen und publizistischen Genres zusammenfinden."
Der neue PEN werde gebraucht und müsse unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangern und denjenigen helfen, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht würden. Das alles "ohne Präsident:innen und andere Titel, mit einem paritätischen Board an der Spitze." Da die Freiheit des Wortes weltweit zunehmend bedroht sei, liege der Fokus des neuen Verbandes auf der materiellen und ideellen Unterstützung verfolgter Kolleginnen und Kollegen.
Der neue PEN sehe sich als eine Nichtregierungsorganisation, die sich den Idealen der Aufklärung, der Meinungsvielfalt, der Toleranz und der Solidarität verpflichte und "im Geiste unserer Namensgeberin Berlin, der Vielsprachigen", für Offenheit und für die Überwindung von Grenzen stehe.