Neue Erkenntnisse zum Leben am Ringheiligtum Pömmelte
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Wie haben die Menschen in unserer Region im dritten Jahrtausend vor Christus gelebt? Wie wohnten sie, was aßen sie? Archäologen haben neue Antworten am Ringheiligtum Pömmelte bei Magdeburg gefunden.
Pömmelte (dpa/sa) - Archäologen haben bei Grabungen am Ringheiligtum in Pömmelte (Salzlandkreis) weitere Details zum Leben der Menschen vor rund 4400 Jahren aufgedeckt. "Insgesamt 12 Gebäude verteilen sich auf rund 39.000 Quadratmetern in unmittelbarer Nähe des Heiligtums", sagte Landesarchäologe Harald Meller am Mittwoch. "Die Menschen der Glockenbecher Kultur haben vor rund 4400 Jahren in diesen Häusern gelebt. Die Häuser sind 20 Meter lang und sehen etwas zigarrenförmig aus. Ihre maximale Breite beträgt knapp über sieben Meter." Bislang sind aus Mitteldeutschland nur von sechs weiteren Fundorten vergleichbare Gebäude bekannt. Dieser erst vor wenigen Jahren identifizierte Gebäudetyp gilt als Vorläufer der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Langhäuser. Am Ringheiligtum Pömmelte erstreckt sich mit 106 Gebäuden auch die größte Aunjetitzer Siedlung in Mitteleuropa.
Zudem entdeckten die Archäologen in diesem Jahr Wirtschaftsbereiche der Schnurkeramikkultur mit 78 Getreidesilos. "Eine etwa einen Meter tief erhaltene Grube besitzt ein Fassungsvermögen von etwa einer Tonne Getreide", sagte Projektleiterin und Archäologin Franziska Knoll vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Halle. "Der Inhalt dieser Grubenbatterie konnte mühelos 780 Erwachsene ein Jahr lang ernähren." Die Analyse der Getreidekörner ergab, dass in den Silos vorwiegend Weizen, aber auch Gerste und Dinkel gelagert wurden. Das Tierknochenspektrum aus den Befunden am Ringheiligtum zeigt, das größtenteils Rinder gehalten und verzehrt wurden.
"Die Analyse von Fettrückständen an Trinkgefäßen aus den über 4200 Jahre alten Glockenbecher-Gräbern in Pömmelte ergab ausschließlich Milchprodukte. Wir hätten nicht erwartet, dass Milch in der Ernährung oder im Bestattungsritus der Glockenbecher-Menschen eine derart zentrale Rolle spielt", sagte Knoll. "Für die vor 4200 einsetzende Aunjetitzer Kultur sind die Fettrückstände variabler, hier scheinen die Tassen für verschiedenste Getränke und Speisen verwendet worden zu sein. Insbesondere tierische Fette konnten identifiziert werden. Interessant ist, dass bei den Aunjetitzer Bestattungen in Pömmelte auch drei Individuen fleischlose oder fleischarme Kost bevorzugt haben, wie erste Isotopenanalysen an den Knochen verraten."