Kandidat Hitzlsperger
Frankfurter Rundschau
Der Ex-Profi wirft beim VfB Stuttgart hin. Eigentlich wäre er nun der perfekte DFB-Präsident. Doch dass es so kommt, ist unwahrscheinlich - und das ist ärgerlich. Ein Kommentar.
Es ist nun mal die Art von Thomas Hitzlsperger, seinen Rückzug als Vorstandsvorsitzender des VfB Stuttgart mit sehr bedachten Worten zu versehen. Heftige Schuldzuweisungen hatte es in seiner sechsjährigen Amtszeit bei den Schwaben mit der sogenannten Datenaffäre genügend gegeben. Auch wenn die durchsichtigen Scharmützel nicht der Hauptgrund für den Schlussstrich im Herbst 2022 sein sollen, so spielen sie in die „Summe der Erlebnisse und Ereignisse“ hinein, die der gebürtige Münchner als Begründung anführte.
Dabei hat das Mitglied der VfB-Meistermannschaft von 2007 eine bemerkenswerte Karriere am Neckar hingelegt: Aus dem Berater des Vorstands wurde erst ein Nachwuchschef, dann ein Sportvorstand und vor knapp zwei Jahren der Chef der VfB Stuttgart 1893 AG. Vieles wäre gut gewesen, wenn es nicht den Machtkampf mit dem Präsidenten Claus Vogt gegeben hätte. Hitzlsperger soll sogar die Suche nach seinem Nachfolger vorantreiben. Was aus ihm selbst wird, ist offen.
Klar ist auch: Sollte sich der 52-fache Nationalspieler, zwar Hinterbänkler, aber anerkannter Teamplayer beim WM-Sommermärchen 2006, das Metier wechseln, wäre der deutsche Fußball um ein Stück Vielfalt ärmer. Er ist schließlich der bis heute einzige renommierte Profi, der sich offen zu seiner Homosexualität bekannt hat. Entgegen den Hoffnungen hat niemand den Ball aufgenommen, den der in seiner Zeit in England als „Hitz the Hammer“ firmierende Fußballer in einen bis heute erschreckend freien Raum spielte.